Die Stimmung beim Heimsieg gegen Meister FC Bayern München Ende Oktober? War toll, aber nichts gegen das, was die rund 2.700 Würzburger Basketballfans – und fast 400 Chemnitzer – am Ostersamstag in der s.Oliver-Arena veranstalteten. Schon beim Aufwärmen bekamen die Spieler der Baskets einen Vorgeschmack davon, was sie später im Spiel erwarten würde – bedingungslose, lautstarke Unterstützung von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Vor Spielbeginn durften noch beide Fanlager jubeln: Torsten Loibl, Coach der Chemnitzer, erhielt seine Auszeichnung zum „Trainer des Jahres“ der ProA, Baskets-Spielmacher Lee Jeka wurde zum „Spieler der Saison“ gekürt. „MVP, MVP“ schallte es durch die Halle.
Und mit der gleichen Energie wie ihre Fans gingen beide Teams vom ersten Sprungball an zu Werke. In einer intensiv und körperbetont geführten Partie wurde aber schnell klar, dass die s.Oliver Baskets nicht gewillt waren, nach 24 Heimsiegen in Folge ausgerechnet im letzten und wichtigsten Heimspiel der Saison das Parkett als Verlierer zu verlassen. Chemnitz bekam nur in den ersten Minuten die Gelegenheit zu zeigen, dass sie mit Recht auf Platz drei der ProA stehen. 0:5 und 3:7 lagen die Baskets in den Anfangsminuten zurück, doch dann kam der s.Oliver-Express so richtig ins Rollen.
Leichte Punkte für Chemnitz? In der ganzen Partie gab's das kein einziges Mal. Jeden einzelnen Zähler mussten sich die Gäste hart erkämpfen, vor allem unter dem Korb gab es kaum etwas zu holen. 12:12 stand es in der 5. Minute, dann zogen die Baskets mit einem 6:0-Lauf zum 18:12 zum ersten Mal davon und blickten nicht mehr zurück. Bis zur Halbzeit hatten sie ihren Vorsprung auf 40:30 erhöht und den Chemnitzern durch ihre unglaubliche Intensität und den Kampfgeist in der Verteidigung und eine mannschaftlich geschlossene Vorstellung in der Offensive (schon zur Halbzeit hatten 9 Spieler gepunktet, alle 10 eingesetzten Akteure trugen sich in die Scorerliste ein) den Schneid abgekauft.
Nach der Pause mussten sich die Baskets-Fans, die 40 Minuten lang für ohrenbetäubenden Lärm sorgten und ihr Team antrieben, nur noch einmal kurz Sorgen machen: In der 25. Minute kamen die Sachsen auf 46:40 heran. Aber bis zum Ende des dritten Viertels hatten die Hausherren ihren zweistelligen Vorsprung wieder zurückgeholt, und im Schlussabschnitt machten sie alles klar. Nach einem 13:1-Lauf stand es 71:51 in der 37. Minute, und die Baskets-Fans sagen zum ersten Mal „Nie mehr 2. Liga, nie mehr, nie mehr!“.
Der Rest war Formsache, und die beiden Punkte zum Endstand erzielte 18 Sekunden vor Schluss ausgerechnet der Spieler, der als einziger schon einmal für eine Würzburger Mannschaft in der Basketball-Bundesliga gespielt hat: Center Chris Heinrich krönte seine gute Leistung mit zwei Freiwürfen zum 77:61.
Und dann wackelte die gute alte s.Oliver-Arena: Spieler, Trainer und Verantwortliche lagen sich in den Armen, die Fans feierten auf den Rängen. Rot-silbernes Konfetti regnete auf das Parkett, Trainer Marcel Schröder erhielt eine Mineralwasser-Dusche (mit Sekt wurde später beim Fantalk geduscht), T-Shirts mit der Aufschrift „One Team – One Dream“ und „Beko-BBL – Würzburg is back“ wurden ausgepackt und übergestreift.
„Wir haben dem Druck stand gehalten und sogar eines unserer besten Saisonspiele geliefert. Viele Spieler haben in verschiedenen Situationen Impulse gesetzt, es war die sprichwörtliche mannschaftliche Geschlossenheit“, sagte Trainer Marcel Schröder.
Baskets-Geschäftsführer Klaus Heuberger: „Wir haben intensiv gespielt und hochverdient gewonnen. Auch die Zuschauer haben diesen Erfolg verdient, sie haben uns förmlich getragen, es ist der Wahnsinn.“
Ivan Elliott: „Wir haben für unsere fantastischen Fans gewonnen. Und jetzt werden wir feiern bis zum Abwinken.“
s.Oliver Baskets – Chemnitz 99ers 77:61
(23:16, 17:14, 16:16, 21:15)
Spielfilm:
8:7 (4. Minute), 12:12 (7.), 23:14 (10.), 27:20 (14.), 36:29 (30.), 40:30 (Halbzeit), 46:40 (25.), 54:44 (29.), 58:50 (35.), 71:51 (37.), 77:61 (Endstand).
s.Oliver Baskets:
Tim Burnette 17 Punkte/2 Dreier, Jonathan Levy 10, Lee Jeka 9/1, Ivan Elliott 9/3, Pele Paelay 8, Chris Heinrich 8 (6 Rebounds), Torvoris Baker 5 (12 Rebounds), Sascha Kesselring 4, Kevin Wysocki 4, Christoph Henneberger 3.
Chemnitz 99ers:
Ty Shaw 18/1, Achmadschah Zazai 12, Terren Harbut 11, Gary Johnson 11/1 (9 Rebounds), Donald Lawson 5 (6 Rebounds), Philipp Stachula 2, Tom Lipke 2 (7 Rebounds), Jorge Schmidt, Felix Daghofer, Alexander Rosenthal, Mario Nagler.