Es ist der höchste Auswärtssieg in der easyCredit BBL für die Würzburg Baskets: Bei den MLP Academics Heidelberg setzten sich die Unterfranken am Samstagabend dank einer souveränen und dominanten Leistung über vierzig Minuten mit 87:54 (41:23) durch. Schon im ersten Viertel konnten sich die Schützlinge von Headcoach Sasa Filipovski auf dem Weg zum Start-Ziel-Sieg deutlich absetzen. Dank konzentrierter Verteidigung und einer hervorragenden Trefferquote von der Dreierlinie (52 Prozent) hielten sie die Gastgeber vor knapp 3600 Zuschauern im SNP dome auch im weiteren Spielverlauf deutlich auf Abstand und bauten ihren Vorsprung im Verlauf der zweiten Halbzeit immer weiter aus.
Es war bereits das zweite Mal nach dem 88:58-Erfolg am 2. Saison-Spieltag in Hamburg, dass die Baskets einen Gegner unter 60 Punkten halten konnten. Topscorer der Partie war Isaiah Washington, der acht Dreier bei zwölf Versuchen traf und 24 Punkte erzielte. „Es war eine lange Trainingswoche nach unserer knappen Heimniederlage gegen Chemnitz. Wir haben hart gearbeitet, unser Coach hatte einen guten Gameplan, wir waren bereit für dieses Spiel“, sagte er hinterher. Auch Javon Bess (18/4 Dreier) und Otis Livingston (17) punkteten auf Würzburger Seite zweistellig.
Vor der Partie war lange fraglich, ob Washington acht Tage nach seiner Knöchelverletzung im Training schon wieder einsatzfähig sein würde, und auch Bess hatte sich unter der Woche eine ähnliche Blessur zugezogen. Beide standen beim Sprungball in Filipovskis Startformation, trafen zusammen zwölf der fünfzehn Würzburger Dreier und führten die Baskets zusammen mit Livingston zum ersten Sieg auf Heidelberger Parkett.
Seine ersten beiden Drei-Punkte-Treffer landete Isaiah Washington kurz vor Ende des ersten Viertels, in dem die Gäste an beiden Enden des Feldes alles im Griff hatten. Schnelle und einfache Abschlüsse gab es für die Heidelberger so gut wie keine, und die Kombination aus aggressiver Verteidigung und einer starken Trefferquote (fünf Dreier bei sieben Versuchen) brachte eine frühe zweistellige Führung, an der sich im weiteren Spielverlauf auch nichts mehr ändern sollte.
Owen Klassen eröffnete die Partie mit einem Korbleger zum 0:2, Otis Livingston erhöhte nach einem der neunzehn Heidelberger Ballverluste auf 0:4, und näher am beim Spielstand von 3:4 nach einem Dreier von Tim Coleman in der 2. Minute kamen die Hausherren anschließend nicht mehr heran.
Zum ersten Mal zweistellig wurde es bereits in der 5. Minute, als Zac Seljaas erst einen Dreier und im nächsten Angriff zwei Freiwürfe zum 5:15 traf. Am Ende des ersten Viertels machte Darius Perry es ihm nach, traf erst zwei Freiwürfe und dann den Dreier zum deutlichen Spielstand von 9:26 nach zehn gespielten Minuten.
Im zweiten Abschnitt kam den Baskets dann zwar zeitweise der Offensiv-Rhythmus ein wenig abhanden, in der Verteidigung blieben sie aber konzentriert und ließen keine Aufholjagd der Academics zu. Nach dem dritten Drei-Punkte-Treffer von Isaiah Washington lagen die Gäste bereits in der 12. Minute zum ersten Mal mit zwanzig Punkten vorne (11:31), bis zum Seitenwechsel änderte sich daran nicht mehr viel (23:41).
„Wir waren im zweiten Viertel etwas zu entspannt und brauchen wieder mehr Intensität in der Verteidigung“, sagte Javon Bess im Halbzeit-Interview, zeigte dann im dritten Viertel aber erst einmal wieder seine Offensiv-Qualitäten: Nachdem die Heidelberger zunächst auf 29:42 verkürzen konnten, erzielte Bess die nächsten zehn Punkte und sorgte im Alleingang wieder für klare Verhältnisse (29:52, 24. Minute).
Die endgültige Entscheidung führten die Würzburg Baskets dann ab der 28. Minute herbei: Nachdem die Academics durch drei Dreier in Folge, zwei davon durch Defensiv-Spezialist Akeem Vargas, noch einmal auf 42:56 verkürzen konnten, zogen die Unterfranken mit einem viertel-übergreifenden 19:0-Lauf gleich wieder davon. Den spektakulärsten Treffer des Abends landete dabei Isaiah Washington, der in der letzten Aktion des dritten Viertels nach einem Heidelberger Fehlpass einen Dreier aus gut neun Metern mit ablaufender Uhr landete.
Auch in den ersten drei Minuten des Schlussviertels ließen die Baskets keinerlei Heidelberger Punkte zu, erhöhten auf 42:75 und machten damit endgültig den Deckel drauf auf den zweiten Auswärtssieg der Saison. Weiter geht es am kommenden Sonntag um 18:30 Uhr mit dem BBL-Heimspiel gegen ratiopharm ulm. Der Deutsche Meister und BBL-Spitzenreiter konnte sich vor fünf Wochen im Achtelfinale des BBL-Pokals nur knapp mit 76:72 in der tectake Arena durchsetzen.
MLP Academics Heidelberg - Würzburg Baskets 54:87
(9:26, 14:15, 19:27, 12:19)
Für Würzburg spielten:
Isaiah Washington 24 Punkte/8 Dreier (4 Steals), Javon Bess 18/4 (7 Rebounds), Otis Livingston II 17, Darius Perry 7/1, Owen Klassen 7, Max Ugrai 7/1, Zac Seljaas 5/1, Collin Welp 1, Felix Hoffmann 1 (6 Rebounds), Elijah Ndi.
Top-Performer Heidelberg:
Vincent Kesteloot 14, Akeem Vargas 10/2, Isaiah Whaley 6 (9 Rebounds).
Key Stats:
Dreierquote: Würzburg 52 Prozent - Heidelberg 13 Prozent
Ballverluste: Würzburg 10 - Heidelberg 19
Freiwürfe: Würzburg 16 von 24 (67 Prozent) - Heidelberg 6 von 8 (75 Prozent)
Stimmen zum Spiel
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Ich war sehr verärgert, nachdem wir am letzten Wochenende 36 Minuten geführt und dann das Heimspiel gegen Chemnitz noch verloren haben. Wir hatten unter der Woche einige Verletzungsprobleme, aber wir haben hart gearbeitet und ich habe die Spieler gepusht, um über ihr Limit zu gehen. Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir das Spiel heute angegangen sind. Unsere Verteidigung hat mir gefallen. Wir sind als Team aufgetreten, jeder hat seinen Beitrag geleistet. Es war ein wichtiges Spiel für mich, mit drei Siegen wird es etwas einfacher für uns. Ich hoffe, dass wir gesund bleiben, denn mit unserem kleinen Kader ist jede Verletzung ein Problem.“
Joonas Iisalo, Headcoach MLP Academics Heidelberg:
"Wenn man 4 von 30 Dreiern trifft, nicht in die Zone kommt, kaum Freiwürfe wirft, mehr Ballverluste als Assists hat, dann wird es ein sehr schwieriger Abend. Wir haben heute offensiv keine guten Aktionen kreiert. Es war uns nicht möglich, in die Zone zu kommen, obwohl wir uns das vorgenommen haben heute. So hast du am Ende schwierige Würfe und keinen Vorteil in der Offensive. Im dritten Viertel hatten wir einen kleinen Run, haben dann aber einen 0:17 Lauf kassiert. Das ist nicht akzeptabel. Mental setzen uns gerade kleine Rückschläge und Fehler sehr weit zurück, es gelingt uns nicht gegnerische Läufe kleinzuhalten. Selbstvertrauen hat auch damit zu tun, dass man weiß, dass man auf diesem Level gut genug ist. Wir sind aktuell nicht in der Lage auf diesem Level zu performen, es ist schwierig darauf Selbstvertrauen aufzubauen. Das müssen wir beheben."