SHOOTOUT AN DER KÜSTE GEHT AN DIE GASTGEBER 

Fünf Tage nach dem wichtigen Heimsieg gegen Brose Bamberg ist die nächste Überraschung nicht gelungen: Zum Auftakt des 21. Spieltags der easyCredit BBL musste sich s.Oliver Würzburg am Freitagabend nach einer intensiven Partie mit starken Trefferquoten auf beiden Seiten bei den Hamburg Towers mit 103:113 (54:60) geschlagen geben. Mann des Abends war Hamburgs Center Maik Kotsar, der am Ende auf 30 Punkte und 12 Rebounds kam - zehn davon am offensiven Brett.

Auf Würzburger Seite punkteten gleich sechs Spieler zweistellig, allen voran Cameron Hunt (23 Punkte) und Luciano Parodi mit einem Double-Double (18 Punkte/10 Assists). Kapitän Felix Hoffmann erzielte in seinem 150. BBL-Spiel mit 12 Punkten eine neue persönliche Bestleistung, Routinier Alex King (11 Punkte) versenkte an der Nordseeküste den 350. Dreier seiner Karriere.

Weiterhin ohne den am Knie verletzten William Buford und dieses Mal auch wieder ohne Aigars Skele, der sich im Training eine Verletzung am Sprunggelenk zugezogen hatte - auch bei der langen Dienstreise an die Nordseeküste musste Headcoach Sasa Filipovski wieder auf zwei Rotationsspieler verzichten. Das erwies sich aber zumindest im Angriff nicht als Problem: Mit dem neu gewonnenen Selbstvertrauen aus dem Sieg im Frankenderby lief bei s.Oliver Würzburg der Ball gut und sicher durch die Reihen, und im Abschluss kratzten die Gäste zwischenzeitlich an einer 80-prozentigen Trefferquote aus dem Feld.

Weil auch die Hamburger immer wieder gute Lösungen in der Offensive fanden und Center Maik Kotsar an diesem Freitagabend kaum zu stoppen war, entwickelte sich vor 1.200 Zuschauern im Hamburger Inselpark eine hochklassige Bundesliga-Partie mit einer hohen Punkteausbeute und vielen sehenswerten Szenen. Passend zum weiteren Spielverlauf eröffnete Kotsar das Spiel mit seinem ersten Korbleger, alleine im ersten Viertel erzielte der Este ein Drittel seiner 30 Punkte.

Auf Würzburger Seite hielten zunächst vor allem Spielmacher Nano Parodi und Desi Rodriguez dagegen - auf ihr Konto gingen 14 der ersten 19 Würzburger Zähler zum Zwischenstand von 16:19 nach sechs gespielten Minuten. Drei Minuten später traf Alex King seinen ersten Dreier der Partie - es war Treffer Nummer 350 von jenseits der 6,75-Meter-Linie in der 20-jährigen BBL-Karriere des Flügelspielers, der am kommenden Wochenende seinen 37. Geburtstag feiert.

King drehte damit den Spielstand in einem unterhaltsamen ersten Viertel zum siebten Mal, und sein Teamkollege Cameron Hunt machte es ihm mit einem Buzzer-Dreier am Ende des Abschnitts nach, so dass s.Oliver Würzburg nach zehn Minuten knapp mit 27:29 in Führung lag.

Zu Beginn des zweiten Viertels war es Filip Stanic, der acht Punkte in Folge erzielen und den Spielstand trotz einer Auszeit von Hamburgs Cheftrainer Pedro Calles auf 29:37 stellen konnte - gleichzeitig die höchste Würzburger Führung im Spiel. Die Hamburger kamen prompt zurück, generierten jetzt mehr Stopps in der Verteidigung und eroberten durch einen Dreier von Lukas Meisner die Führung zurück (42:41, 16. Minute).

Vor allem aufgrund ihrer Dominanz am offensiven Brett kamen die Gastgeber weiter zu vielen zweiten Chancen, die sie auch zu nutzen wussten - 17:8 lautete zur Halbzeit das Reboundverhältnis, und Maik Kotsar hatte ohne Fehlwurf bereits 19 Punkte auf dem Konto. Sieben davon erzielte er in der Phase von der 17. bis zur 19. Minute, als die Towers sich zum ersten Mal zweistellig auf 60:49 absetzen konnten. Die letzten fünf Zähler der ersten Halbzeit erzielten dann aber Felix Hoffmann per Dreier und Julian Albus mit einem Sprungwurf in der letzter Sekunde, so dass der Spielstand nach 20 Minuten mit 60:54 wieder deutlich freundlicher aussah.

Seinen zweiten Dreier versenkte der „Würzburg Warrior“, der seit Wochen mit einer schmerzhaften Fußverletzung spielt, dann kurz nach dem Seitenwechsel in der 22. Minute zum 60:59 - durch den halbzeit-übergreifenden 10:0-Lauf der Gäste war alles wieder offen. Auch im dritten Viertel blieb es eine enge Partie, und der Shootout ging weiter: Von der 24. bis zur 27. Minute versenkten beide Teams zusammen acht Dreier in Folge - den letzten traf Alex King zum Stand von 74:73, ehe sich die Hamburger durch einen 10:2-Zwischenspurt wieder etwas deutlicher absetzen konnten.

Mit Ablauf des dritten Viertels landete aber ein weiterer Dreier von Cameron Hunt im Korb der Hausherren, so dass beim Stand von 87:80 auch vor den letzten zehn Minuten noch lange keine Entscheidung gefallen war. Im Schlussabschnitt machte dann Maik Kotsar nach dreieinhalb Minuten bereits die 100 Hamburger Punkte voll - er traf nach einem Offensivrebound zum 100:88 - bereits in der 34. Minute war also das Hinspielergebnis erreicht.

Auch davon ließen sich die Würzburger Spieler nicht entmutigen - knapp zweieinhalb Minuten vor dem Ende traf Nano Parodi einen Dreier zum 105:99 und hatte den Abstand damit wieder halbiert. Wie schon mehrere Male zuvor kam die Antwort von Hamburgs jungem Spielmacher Justus Hollatz, der sich mit dem „Zauberer aus Uruguay“ ein Privatduell auf der Aufbauposition lieferte - beide kamen am Ende auf 18 Punkte. Hollatz stellte den Spielstand mit einem „And One“ auf 108:99, und in der 39. Minute war es schließlich Max DiLeo, der mit seinem vierten Dreier der Partie zum 111:103 den Sieg der Gastgeber endgültig in trockene Tücher brachte.

Am Ende hatte s.Oliver Würzburg zum ersten Mal seit dem Heimsieg gegen Gießen am 24. Februar 2021 dreistellig gepunktet, aus allen Lagen besser getroffen als die Hamburger und dabei starke 60 Prozent seiner Dreierversuche versenkt. 103 Punkte sind außerdem ein neuer Würzburger BBL-Bestwert in einem Auswärtsspiel und die zweitbeste Ausbeute nach dem 104:101-Heimsieg gegen Gießen im Oktober 2015 - damals allerdings nach Verlängerung.

Hamburg hatte aufgrund der Überlegenheit beim Rebound und mit neun Ballgewinnen insgesamt 18 Abschlüsse und sieben Treffer mehr aus dem Feld und kam dadurch zu einem unter dem Strich verdienten Heimsieg. „In der Verteidigung und beim Rebound hatten wir viele Probleme mit Hamburgs großen Spielern. Das war der größte Unterschied heute“, sagte Headcoach Sasa Filipovski nach dem Spiel. 

 

Hamburg Towers - s.Oliver Würzburg 113:103 (27:29, 33:25, 27:26, 26:23)

Für s.Oliver Würzburg spielten:
Cameron Hunt 23 Punkte/3 Dreier (6 Assists), Luciano Parodi 18/4 (10 Assists), Desi Rodriguez 12, Filip Stanic 12, Felix Hoffmann 12/2, Alex King 11/3, Craig Moller 9/2, Julian Albus 5/1, Julius Böhmer 1.

Top-Performer Hamburg:
Maik Kotsar 30 (12 Rebounds), Justus Hollatz 18/3 (6 Assists), Jaylon Brown 14/2, Caleb homesley 13/3 (7 Assists), Max DiLeo 12/4.
 

Key Stats:
Rebounds:
Würzburg 17 (4 offensiv) - Hamburg 29 (15 offensiv)
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 9 - Hamburg 24
Ballgewinne: Würzburg 3 - Hamburg 9
 

Stimmen zum Spiel

Sasa Filipovski, Headcoach s.Oliver Würzburg:
„Für die Zuschauer in der Halle und am TV war es sicher ein sehr schönes und attraktives Spiel mit vielen Punkten auf beiden Seiten. Ich kann aber natürlich mit unserer Verteidigung nicht zufrieden sein. Wir mussten zwar wieder auf einige Spieler verzichten und haben im Angriff gut gespielt und den Ball sehr gut bewegt. Aber in der Verteidigung und beim Rebound hatten wir viele Probleme mit Hamburgs großen Spielern. Das war der größte Unterschied in diesem Spiel, außerdem haben die Hamburger Spieler von der Bank sehr gut gespielt. Daher Glückwunsch an Hamburg, die heute sehr guten Basketball gespielt haben und sehr gut gecoacht sind. Wir müssen weiter an den Grundlagen in der Verteidigung arbeiten.“

Pedro Calles, Headcoach Hamburg Towers:
„Glückwunsch an meine Spieler dafür, dass sie den Sieg hier bei uns in Hamburg behalten haben. Das war nicht einfach, weil wir heute gegen einen Gegner gespielt haben, der seine Würfe extrem gut getroffen hat. In der Verteidigung haben wir aber auch einige Fehler gemacht. Das werden wir uns im Video noch einmal anschauen und korrigieren.“ 

Foto: Viktor Meshko