s.Oliver Würzburg bleibt auch im dritten Anlauf ohne Auswärtssieg in der neuen Saison: Beim Aufsteiger in Heidelberg hatten die Unterfranken in einer bis in die Schlussminute engen und hart umkämpften Partie zu viele Ballverluste und eine deutlich zu schwache Freiwurfquote, um die Partie für sich zu entscheiden.
Auch ein bärenstarkes Debüt des polnischen Nationalspielers Tomasz Gielo, der sechs seiner sieben Dreierversuche traf und 19 Punkte erzielte, konnte die 71:76-Niederlage nicht verhindern. Auf Heidelberger Seite waren die beiden ehemaligen Würzburger Brekkott Chapman (18 Punkte/4 Blocks) und Rob Lowery (5 erfolgreiche Freiwürfe in der Crunchtime) die entscheidenden Akteure des Spiels.
Headcoach Denis Wucherer hatte vor dem Spiel vor der konsequenten Heidelberger Defensive und vor den drei besonders motivierten Ex-Würzburgern gewarnt - beide Voraussagen sollten eintreffen: Chapman, Lowery und Max Ugrai erzielten zusammen 39 und damit mehr als die Hälfte der Heidelberger Punkte. Die intensive Verteidigung des Aufsteigers funktionierte genauso gut wie in den vier Spielen zuvor und stellte die Gäste über weite Strecken des Spiels vor große Probleme.
Neben Tomasz Gielo, der eine Woche mit dem Team trainiert hatte, stand mit Kerron Johnson auf Würzburger Seite auch die zweite Nachverpflichtung im Aufgebot. Der 31-Jährige traf erst am Freitag in Würzburg ein, machte die fehlenden Trainingseinheiten aber mit seiner Erfahrung wett und kam am Ende in 16 Spielminuten auf 11 Punkte.
In Wucherers Startformation waren die beiden Neuen noch nicht zu finden - wie vor einer Woche in Weißenfels setzte der Cheftrainer bei Spielbeginn auf Cameron Hunt, Aigars Skele, William Buford, Craig Moller und Filip Stanic. Die eingespielte Start-Fünf startete auch entschlossen und konzentriert ins Spiel, setzte die Gastgeber unter Druck und ließ den Ball im Angriff richtig gut laufen. Das Resulat waren viele gut herausgespielte Würfe und eine frühe 3:10-Führung durch Stanic, Skele und zwei Dreier von Craig Moller.
Nach einem weiteren 7:0-Lauf lagen die Wucherer-Schützlinge in der 6. Minute sogar zweistellig vorne - Tomasz Gielo traf den ersten seiner sechs Dreier mitten ins Gesicht des Gegenspielers zum Zwischenstand von 7:17. Bereits kurz davor hatte Heidelbergs Coach Frenki Ignjatovic eine Auszeit genommen und sein Team offenbar an das Erfolgsrezept der ersten vier Partien erinnert. Von diesem Zeitpunkt an schalteten die Hausherren in den Kampfmodus und legten in der Verteidigung an Intensität deutlich zu.
Das Resultat war ein 10:0-Lauf der MLP Academics zum 17:17-Ausgleich, ehe Kerron Johnson und Desi Rodriguez das erste Viertel mit zwei Korblegern zum 17:21 beenden konnten. Im Verlauf des zweiten Abschnitts gelang es den Gastgebern dann, den offensiven Rhythmus der Wucherer-Schützlinge endgültig zu unterbrechen und das Spiel zu drehen. Brekkott Chapman holte per Korbleger mit seinen ersten Zählern auch die erste Heidelberger Führung (27:26), und Max Ugrai beendete einen 9:0-Lauf in der 15. Minute mit einem Dreier zum Zwischenstand von 30:26.
Entscheidend waren nicht nur in dieser Phase des Spiels die Würzburger Ballverluste und die zweiten Chancen, die die Gastgeber in diesem Spiel deutlich besser nutzten als s.Oliver Würzburg: Am Ende hatten sich beide Teams 15 Offensiv-Rebounds geschnappt, die Akademiker machten daraus aber 11 Punkte mehr als ihre Gäste. Die schwache Freiwurfquote tat ihr Übriges: Zwar ließen die Heidelberger ihre ersten fünf Freiwürfe liegen, versenkten danach aber 13 von 18, während die Unterfranken mit 7 von 15 weniger als die Hälfte der Versuche von der Freiwurflinie in Punkte verwandeln konnten.
Nach einer 43:34-Führung der Gastgeber zur Halbzeit nahm s.Oliver Würzburg im dritten Viertel den Kampf an, so dass sich eine intensive und bis zum Schluss hart umkämpfte Partie entwickelte. In den ersten vier Minuten nach dem Seitenwechsel äußerte sich das dadurch, dass bis auf zwei Heidelberger Freiwürfe auf beiden Seiten kein einziger Ball in den Korb fallen wollte. Dann setzte sich Desi Rodriguez zweimal am Brett durch und veranlasste Heidelbergs Headcoach beim Spielstand von 45:40 zu einer weiteren Auszeit. Die Würzburger Aufholjagd ging trotzdem weiter - mit der Schlusssirene des dritten Abschnitts traf Aigars Skele einen Dreier zum 55:54, und der Ausgang der Partie war wieder völlig offen.
Ins Schlussviertel starteten die Gäste mit zwei Korblegern von Filip Stanic und Aigars Skele zum 55:58, der Würzburger 10:0-Lauf sollte den Widerstand der Hausherren aber nicht brechen. Außer zwei weiteren Gielo-Dreiern gelang den Unterfranken in den folgenden acht Spielminuten gegen die Heidelberger Defensiv-Mauer kein einziger erfolgreicher Abschluss, so dass die Akademiker wieder in Führung gehen und sich Punkt um Punkt absetzen konnten.
Symptomatisch für den Verlauf des letzten Abschnitts war ein vergebener Korbleger von Desi Rodriguez in der 38. Minute - Kelvin Martin machte es nach einem Offensivrebound auf der anderen Seite besser, und Jordan Geist traf kurz darauf einen Dreier zum vorentscheidenden Spielstand von 73:64.
Die verbleibenden 64 Sekunden genügten dann nicht mehr, um das Spiel noch einmal zu drehen - zwar kam s.Oliver Würzburg durch einen Skele-Dreier und einen Rodriguez-Korbleger noch einmal auf 73:69 heran, war dann aber zu taktischen Fouls gezwungen und musste dabei zusehen, wie Rob Lowery in den letzten 19 Sekunden der Partie drei Freiwürfe zur Entscheidung traf.
MLP Academics Heidelberg - s.Oliver Würzburg 76:71 (17:21, 26:15, 12:18, 21:17)
Für s.Oliver Würzburg spielten:
Tomasz Gielo 19 Punkte/6 Dreier, Kerron Johnson 11, Desi Rodriguez 10 (7 Rebounds), Aigars Skele 10/2, Craig Moller 9/2 (7 Rebounds), Filip Stanic 6, Cameron Hunt 6 (5 Assists), William Buford, Felix Hoffmann, Alex King.
Top-Performer Heidelberg:
Brekkott Chapman 18/2 (7 Rebounds/4 Blocks), Rob Lowery 13/2, Shy Ely 13/3 (7 Rebounds), Kelvin Martin 10 (9 Rebounds).
Key Stats:
Freiwürfe: Würzburg 7 von 15 (47 Prozent) - Heidelberg 13 von 23 (57 Prozent)
Ballverluste: Würzburg 16 - Heidelberg 10
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 9 - Heidelberg 20
Stimmen zum Spiel
Tomasz Gielo, s.Oliver Würzburg:
„Es war eine großartige Atmosphäre in meinem ersten Spiel in der Bundesliga, hoffentlich erlebe ich noch viele mehr. Unglücklicherweise haben wir uns heute selbst geschlagen. Wir hatten zu viele Ballverluste und haben zu viele Offensivrebounds abgegeben. Im dritten Viertel haben wir sehr hart gekämpft und sind zurückgekommen, aber dann haben wir den Sieg aus den Händen gegeben. Wir sind sehr konzentriert und gut ins Spiel gestartet und hatten gute Würfe, aber dann haben wir kurz vor Ende des ersten Viertels den Rhythmus verloren und waren auch in der Verteidigung nicht immer zur Stelle. Glückwunsch an Heidelberg, sie sind bis zum Ende fokussiert geblieben und haben verdient gewonnen.“
Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg:
"Heidelberg spielt eine harte und kompromisslose Verteidigung, hier gibt es keine Schönheitspreise zu gewinnen. Außerdem haben sie Jungs, die schwierige Würfe treffen. Es ist kein gutes Zeichen für uns, wenn der neue Mann, der seit einer Woche bei uns trainiert, der beste Spieler auf dem Feld ist. Wir konnten die Leistung nicht abrufen, die wir gebraucht hätten. Jetzt gilt es, eine gute Qualität im Training zu erreichen und nächste Woche für starke Gießener und noch stärkerer Bayern bereit zu sein."
Brekkott Chapman, MLP Academics Heidelberg:
„Es ist ein großartiges Gefühl, das Spiel gewonnen zu haben. Jordan Geist hat am Ende einen ganz wichtigen Dreier getroffen, und Rob hat seine Freiwürfe gemacht. Wir wollten rauskommen und 40 Minuten kämpfen, und das haben wir auch getan. Coach predigt immer, dass wir eine gute Verteidigungsmannschaft sein müssen. In einem Spiel mit wenigen Punkten haben wir immer die Chance zu gewinnen, und das ist uns auch heute wieder gelungen.“
Branislav Ignjatovic, Headcoach MLP Academics Heidelberg:
"Ich habe mich in den letzten beiden Wochen nicht gefühlt wie der Trainer einer Bundesligamannschaft. Es war eine schwierige Woche, weil wir viele krankheitsbedingte Ausfälle hatten, aber die Jungs haben wieder einen harten Fight abgeliefert, wir haben eine Kämpfertruppe. Wir haben die Partie nicht gut eröffnet und lagen mit 10 Punkten zurück. Ich war dann aber sehr zufrieden mit dem Start in die zweite Halbzeit. Ich bin unheimlich stolz, nicht nur auf dieses Spiel sondern auf die ganze Entwicklung der Jungs."