Zum zweiten Mal innerhalb von 48 Stunden haben die Würzburg Baskets ihre Turnhölle zum Beben gebracht: Nach dem 82:79-Erfolg am Mittwoch gewannen die Hausherren am Freitagabend nach einem wahren Krimi auch Spiel vier der Viertelfinalserie gegen ratiopharm ulm und stehen damit zum zweiten Mal nach 2012 im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. 3140 Zuschauende in der erneut ausverkauften tectake ARENA sahen einen intensiven und harten Playoff-Kampf, der erst in den Schlusssekunden entschieden wurde.
In der Schlussphase verwandelten die Würzburg Baskets einen Rückstand von sechs Punkten (63:69, 38. Minute) noch in einen knappen Sieg: Zac Seljaas traf zwei Dreier zum Ausgleich, und zehn Sekunden vor dem Ende holte Isaiah Washington mit zwei Freiwürfen die 73:72-Führung für die Würzburg Baskets. Beim folgenden Ulmer Angriff gelang Seljaas der entscheidende Ballgewinn. Nach einem Foul ging Würzburgs Topscorer (19 Punkte) 3,8 Sekunden vor Schluss an die Freiwurflinie und traf beide Versuche zum Endstand von 75:72. „Dieses Team ist einfach unglaublich, meine Jungs geben niemals auf. In so einer Atmosphäre ist es unmöglich, keine Energie zu haben. Unsere Fans haben uns heute Flügel verliehen“, sagte Headcoach Sasa Filipovski.
Im Halbfinale treffen die Würzburg Baskets auf Meisterschafts-Topfavorit FC Bayern München, der sich ebenfalls in vier Spielen gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg durchgesetzt hat. Die ersten beiden Spiele der Serie finden am 29. und 31. Mai jeweils um 20:30 Uhr in München statt. Spiel 3 steigt am Sonntag (2. Juni) um 15 Uhr in der tectake ARENA. Sollte das Halbfinale danach nicht entschieden sein, treffen beide Teams am 4. Juni um 20:30 Uhr erneut in der Würzburger Turnhölle aufeinander. Ein entscheidendes Spiel fünf würde am 6. Juni in München ausgetragen. Der Ticketverkauf für Spiel drei beginnt am Montag um 10 Uhr im Onlineshop.
Die letzten knapp drei Minuten einer wahren Playoff-Schlacht werden in den Würzburger Basketball-Geschichtsbüchern einen ähnlich prominenten Platz bekommen wie die zweite Halbzeit von Spiel vier der Viertelfinalserie 2012 gegen den Top-Favoriten ALBA BERLIN: Damals drehten die Baskets einen Elf-Punkte-Rückstand zur Halbzeit, gestatteten den Berlinern nach der Pause nur 27 Punkte und zogen mit einem 66:60-Sieg in der Turnhölle ins Halbfinale gegen ratiopharm ulm ein. Damals wie heute stand die ausverkaufte Turnhölle regelrecht Kopf und erreichte über die gesamten vierzig Minuten Spielzeit einen kaum für möglich gehaltenen Lautstärkepegel.
63:69 stand am Freitagabend in der 38. Minute auf der Anzeigetafel, als die Würzburg Baskets ihre letzten Kräfte mobilisierten, dem Titelverteidiger endgültig den Schneid abkauften und mit einem nicht mehr für möglich gehaltenen Comeback der besten Saison der Klubgeschichte einen weiteren Höhepunkt hinzufügten. Zac Seljaas übernahm in der Schlussphase die Rolle des Go-to-Guys und erzielte zehn der letzten zwölf Würzburger Punkte: Nach seinen beiden Dreiern zum 69:69-Ausgleich konnte zwar Robin Christen per Drei-Punkte-Wurf die Führung noch einmal auf Ulmer Seite bringen, in den letzten 50 Sekunden gelang den Gästen aber kein weiterer Punkt mehr, so dass die Würzburg Baskets dank stahlharter Nerven und ein wenig Glück an der Freiwurflinie den zweiten Heimsieg innerhalb von 46 Stunden einfahren konnten.
Das nötige Quäntchen Glück hatte zehn Sekunden vor dem Ende Isaiah Washington: Beide Freiwürfe sprangen vom Ring hoch und landeten mit Hilfe des Bretts zur 73:72-Führung im Korb. Beim folgenden Angriff nach einer Ulmer Auszeit warf Justinian Jessup den Ball in die Hände von Zac Seljaas, der gefoult wurde und unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans beide Freiwürfe sicher verwandelte - 75:72, noch 3,8 Sekunden zu spielen. Der letzte Ulmer Drei-Punkte-Wurf landete, wie schon beim 82:79-Heimsieg am Mittwochabend in Spiel drei, nur am Ring - Halbfinale!
Das Comeback gelang den Hausherren ohne ihren MVP Otis Livingston und ohne Julius Böhmer, der im dritten Viertel nach einem Korblegerversuch unglücklich landete und sich ohne Einwirkung eines Gegenspielers eine Verletzung am linken Knie zuzog. Bis zu diesem Zeitpunkt war der 22-jährige Würzburger Top-Scorer der Partie mit zehn Punkten, darunter zwei Dreier und ein Fastbreak-Dunk, und hatte großen Anteil daran, dass die Heimmannschaft fast durchgehend in Führung lag.
Die Würzburg Baskets waren, wie schon in den ersten drei Spielen des Viertelfinales, stark in die Partie gestartet - nach acht Minuten lagen sie mit 16:5 in Führung. Ulm drehte den Spielstand zum ersten Mal in der 17. Minute (24:26), die Gastgeber hatten mit ihren Fans im Rücken aber sofort wieder die richtigen Antworten auf den Ulmer 10:0-Lauf und lagen zur Halbzeit wieder mit fünf Zählern vorne (36:31). Neun Punkte waren es nach einem Washington-Dreier in der 24. Minute (44:35). Dann folgte die stärkste Phase der Ulmer, die das dritte Viertel mit 23:17 gewinnen und mit einer knappen 54:53-Führung in die letzrten zehn Minuten gehen konnten.
Den Vorsprung baute der Titelverteidiger bis auf sechs Punkte aus (61:67, 35. Minute), nach einer Auszeit von Baskets-Headcoach Sasa Filipovski bekamen die Würzburg Baskets mit einer unbändigen Energieleistung aber die nötigen Stopps, ließen in den letzten 5:41 Minuten nur noch fünf Ulmer Punkte zu und vollendeten so das nächste Kapitel ihrer unglaublichen Erfolgsgeschichte.
„Ich habe die Prognosen der Experten vor der Serie gesehen, die uns nicht einmal einen Sieg zugetraut haben. Dann kam auch noch die Hiobsbotschaft, dass Otis Livingston ausfällt. Am Ende als Sieger dazustehen und das Halbfinale erreicht zu haben, ist einfach krass“, sagte Baskets-Kapitän Felix Hoffmann: „Das zeigt einfach die DNA unserer Mannschaft und was Sasa Filipovski hier gerade aufbaut. Wir haben mit einer Next Man Up-Mentalität gespielt, haben verteidigt, haben physisch gespielt. Damit ist Ulm nicht klargekommen.“
Würzburg Baskets - ratiopharm ulm 75:72
(16:14, 20:17, 17:23, 22:18)
Für Würzburg spielten:
Zac Seljaas 19 Punkte/2 Dreier (7 Rebounds/2 Steals), Isaiah Washington 12/2 (8 Rebounds), Darius Perry 12/3, Julius Böhmer 10/2, Owen Klassen 9 (7 Rebounds), Max Ugrai 3/1 (2 Steals), Felix Hoffmann 2, Collin Welp.
Top-Performer Ulm:
Karim Jallow 15/3 (7 Rebounds), Georghino de Paula 11/3, Justinian Jessup 9/1, Juan Nunez 8/2 (6 Assists).
Key Stats:
Dreierquote: Würzburg 47 Prozent - Ulm 37 Prozent
Freiwürfe: Würzburg 71 von 22 (77 Prozent) - Ulm 7 von 15 (47 Prozent)
Fastbreakpunkte: Würzburg 8 - Ulm 2
Stimmen zum Spiel
Felix Hoffmann, Kapitän Würzburg Baskets:
„Es ist einfach nur geil. Ich habe die Prognosen einiger Experten vor der Serie gesehen, die uns nicht einmal einen Sieg zugetraut haben. Dann kam auch noch die Hiobsbotschaft, dass Otis Livingston ausfällt. Am Ende trotzdem als Sieger dazustehen und das Halbfinale erreicht zu haben, ist einfach krass. Das zeigt die DNA unserer Mannschaft und was Sasa Filipovski hier gerade aufbaut. Wir haben mit einer Next Man Up-Mentalität gespielt, haben verteidigt, haben physisch gespielt. Wir haben das gematcht, was die Ulmer in Spiel zwei gemacht haben und haben sie damit vielleicht überrascht. Damit sind sie einfach nicht klar gekommen, im ersten Viertel hatten sie heute nach acht Minuten erst fünf Punkte. Deswegen stehen wir hier als verdienter Sieger. Im Halbfinale wird es noch schwerer, und durch die Verletzung von Julius Böhmer ist die Rotation noch ein Stück kürzer geworden. Alle Spieler müssen noch mehr reinwerfen und noch mehr Minuten gehen. “
Darius Perry, Würzburg Baskets:
„Otis hat mir vor dem Spiel gesagt, dass das jetzt mein Team ist und ich die Jungs anführen soll. Ich bin inzwischen ein erfahrener Spieler und ein großer Junge. Daher wusste ich, dass ich auch mit vier Fouls konzentriert bleiben und alles tun muss, um das Spiel zu gewinnen. Ich werde nie müde und werde immer alles tun, was meine Coaches von mir erwarten. Diese Mannschaft ist wie eine Familie mit großen Zusammenhalt, und das zeigt sich auch auf dem Spielfeld. Deswegen haben wir so viele Spiele gewonnen, obwohl wir vielleicht nicht die talentiertesten Spieler haben. Wir werden uns jetzt zwei freie Tage genehmigen, um zu regenerieren. Der Rhythmus in den Playoffs ist hart, unser Coach redet immer von einem Marathon. Im Endeffekt muss jeden Tag gearbeitet werden, um sich auf das nächste Spiel vorzubereiten.“
Julius Böhmer, Würzburg Baskets:
„Ich kann zu meiner Verletzung noch nichts sagen, wir müssen erst das MRT abwarten. Für mich persönlich war in dieser Saison etwas viel Pech dabei, aber es ist einfach unglaublich, was wir als Mannschaft geleistet haben. Ich finde es toll, ein Teil davon sein zu können. Unser Coach erwartet von allen Spielern, dass sie ihre Chancen im Spiel nutzen. Zu mir sagt er vor den Spielen immer, dass ich mutig spielen soll.“
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Danke an alle, die heute in der Halle waren. Unsere Fans haben uns unglaublich viel Energie gegeben. Wegen ihnen haben wir so hart gespielt und am Ende das Spiel und die Serie gewonnen. Es ist unmöglich, in so einer Atmosphäre keine Energie zu haben, das hat uns Flügel verliehen. Danke auch an meine Spieler, meinen Trainerstab und an Gott, der uns diese Möglichkeit gegeben hat. Wir haben einen ganz starken Gegner geschlagen. Ulm hat letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen und wieder eine sehr starke Saison gespielt. Deshalb bin ich sehr glücklich und sehr stolz auf meine Mannschaft. Dieses Team ist wirklich unglaublich, meine Jungs geben einfach niemals auf. Ich mache diesen Job seit vielen Jahren, und es ist sehr selten, dass man Menschen trifft, die so gut zusammen arbeiten und so einen großartigen Teamspirit haben. Meine Spieler bekommen jetzt zwei Tage frei, weil wir sehr müde sind. Ich werde heute Abend nur relaxen und diesen Erfolg feiern. Am Montag fangen wir an, uns auf den nächsten Gegner vorzubereiten und wieder versuchen, unser Bestes zu geben.“
Anton Gavel, Headcoach ratiopharm ulm:
„Glückwunsch an Würzburg zum Einzug ins Halbfinale und viel Erfolg weiterhin in den Playoffs. Ich glaube, dass wir wie in jedem der vier Spiele wieder nicht gut angefangen haben und dann einem Rückstand hinterher gelaufen sind. Wir haben uns dann verbessert und hatten im vierten Viertel sechs Punkte Vorsprung, die wir aber nicht halten konnten. Das hätten wir besser lösen müssen. Am Ende geht das völlig auf meine Kappe. Ich hätte die Mannschaft besser einstellen müssen, nicht nur auf das entscheidende vierte Spiel, sondern auf die ganze Serie.“
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