Das vierte Heimspiel der Saison 2021/2022, der vierte Sieg: Fast auf den Tag genau neun Jahre nach dem letzten Erfolg vor eigenem Publikum gegen den FC Bayern München (68:59 am 3. November 2012) hat s.Oliver Würzburg am Dienstagabend vor 2202 restlos begeisterten Fans wieder einmal einen Heimsieg gegen das EuroLeague-Team aus der bayerischen Landeshauptstadt geholt. Zwei Tage nach dem hart erkämpften Heimsieg gegen Gießen waren die Schützlinge von Headcoach Denis Wucherer von der ersten Sekunde an voll da und lieferten den Gästen in der ersten Halbzeit ein Spiel auf absoluter Augenhöhe. Im dritten Viertel konnten die Hausherren ihren Vorsprung dann mit sehr viel Energie und den eigenen Fans im Rücken auf 15 Zähler ausbauen, und auch in der Schlussphase hatten sie alles unter Kontrolle und gewannen die Partie auch in der Höhe verdient.
Topscorer der Begegnung waren William Buford (23 Punkte) und Center Filip Stanic, der mit 17 Punkten und 11 Rebounds ein Double-Double auflegte und in beiden Kategorien neue persönliche BBL-Bestleistungen aufstellte. „Ich bin stolz auf die Jungs und freue mich vor allem darüber, dass sie eindrücklich untermauert haben, dass wir unseren Fans etwas schuldig sind und wir die Turnhölle wieder zu einer echten Festung machen wollen“, sagte Denis Wucherer nach dem Spiel.
„Jeder kann Jeden schlagen“ lautete kürzlich der Titel eines bekannten deutschen Basketball-Podcasts, und s.Oliver Würzburg hat diese auf die bisherige easyCredit BBL-Saison gemünzte These nach dem überraschenden Heimsieg gegen die EWE Baskets Oldenburg vor vier Wochen am Dienstagabend bereits zum zweiten Mal untermauert. Im Nachholspiel des 2. Spieltags zeigten die Unterfranken von Anfang an die nötige Energie, den Willen und die Leidenschaft, die am Ende den Sieg im bayerischen Nord-Süd-Derby bringen sollte.
Für den FC Bayern München war es das fünfte Spiel innerhalb von zehn Tagen, deshalb drückten die Wucherer-Schützlinge im Angriff mächtig aufs Tempo und kamen damit in der ersten Halbzeit immer wieder zu schnellen und erfolgreichen Abschlüssen. So entwickelte sich eine attraktive und ausgeglichene Partie mit regelmäßigen Führungswechseln - richtig absetzen konnte sich keine der beiden Mannschaften. Die Würzburger Fans waren in bester Derbystimmung und spätestens nach den ersten spektakulären Aktionen der Heimmannschaft so laut, als wäre die Halle ausverkauft - zum Beispiel nach einem Einhand-Dunking von Filip Stanic auf Zuspiel von Aigars Skele zum 15:13 (6. Minute).
Im ersten Viertel sahen die Zuschauer zehn Führungswechsel und sieben ausgeglichene Spielstände, den letzten davon beim 23:23 in der 9. Minute, nachdem der in der Anfangsphase stark aufspielende Nihad Djedovic (12 Punkte im ersten Viertel) einen Dreier für die Gäste getroffen hatte. Julian Albus antwortete umgehend mit einem Drei-Punkte-Wurf - nach seinem Treffer zum 26:23 gab s.Oliver Würzburg die Führung dann im weiteren Spielverlauf nicht mehr her. Zwar blieb es auch im zweiten Abschnitt durchgehend eine enge Partie, München lief aber immer einem knappen Rückstand hinterher, weil die Hausherren im Angriff weiterhin mit viel Selbstvertrauen und hoher Konzentration agierten und immer eine Antwort auf erfolgreiche Aktionen der Gäste hatten.
Damit verdienten sie sich eine 46:42-Führung zur Halbzeit und sorgten dann im dritten Viertel von der ersten Sekunde an dafür, dass die erwartete starke Phase des FC Bayern München ausblieb. Zwar starteten die Münchner mit einem Dreier von Ognjen Jaramaz zum 46:45 in die zweite Halbzeit, fanden aber in der Verteidigung weiterhin kaum ein Mittel gegen die starken Aktionen von s.Oliver Würzburg in der Zone: Neun Treffer bei neun Versuchen aus dem Zweierbereich gelangen den Unterfranken im dritten Abschnitt, in der zweiten Halbzeit waren es 14 von 16.
Beim Stand von 50:47 leitete William Buford mit einem Dreier einen 14:4-Zwischenspurt zum Zwischenstand von 64:51 (26. Minute) ein, den Bayern-Headcoach Andrea Trinchieri auch mit zwei Auszeiten nicht stoppen konnte. In der aufgeheizten Derby-Atmosphäre folgten kurze Zeit später technische Fouls gegen Vladimir Lucic und Trinchieri und ein weiterer 6:0-Lauf von s.Oliver Würzburg - Desi Rodriguez traf einen Korbleger zum vorentscheidenden 70:52 in der 29. Minute.
Einen 15-Punkte-Vorsprung nach dem dritten Viertel (72:57) gaben die Hausherren dann auch im Schlussabschnitt nicht mehr her - sie verteidigten weiter mit sehr hoher Intensität, blockten mehrere Münchner Würfe, schnappten sich die Mehrzahl der Rebounds und sorgten dafür, dass die Gäste aus München nach der Pause insgesamt nur noch 28 Punkte erzielen konnten.
Sechs davon gingen auf das Konto von Nationalspieler Andreas Obst, der damit in der 38. Minute den Spielstand im Alleingang noch einmal auf 83:70 verkürzte. Das sollten dann aber bereits die letzten Zähler der Gäste gewesen sein - wie beim Heimsieg gegen Oldenburg machte s.Oliver Würzburg in den letzten beiden Spielminuten hinten komplett dicht. Den Schlusspunkt auf einen aus Würzburger Sicht extrem erfolgreichen Abend setzte Top-Scorer William Buford mit einem Dreier samt Bonusfreiwurf zum Endstand von 90:70.
s.Oliver Würzburg - FC Bayern München 90:70 (28:25, 18:17, 26:15, 18:13)
Für s.Oliver Würzburg spielten:
William Buford 23 Punkte/2 Dreier (8 Rebounds), Filip Stanic 17 (11 Rebounds, Cameron Hunt 14 (5 Assists), Kerron Johnson 13/1 (4 Assists), Aigars Skele 7 (5 Assists), Desi Rodriguez 6, Tomasz Gielo 4/1, Julian Albus 3/1, Alex King 2, Felix Hoffmann 1, Julius Böhmer.
Top-Performer München:
DeShaun Thomas 12/1, Nihad Djedovic 12/2, Augustine Rubit 10, Nick Weiler-Babb 9/2, Ognjen Jaramaz 5/1 (7 Assists).
Key Stats:
Zweierquote: Würzburg 72 Prozent- München 48 Prozent
Rebounds: Würzburg 41 (9 offensiv) - München 24 (7 offensiv)
Blocks: Würzburg 5 - München 0
Freiwürfe: Würzburg 19 von 27 (70 Prozent) - München 11 von 16 (69 Prozent)
Stimmen zum Spiel
Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg:
„Um gegen eine EuroLeague-Mannschaft wie die Bayern zu gewinnen, muss man sie zum richtigen Zeitpunkt erwischen. Da gehört immer auch etwas Glück dazu, und heute war offenbar so ein Tag. Dann musst du aber auch abliefern, und das haben wir gemacht. Und dann passiert es, dass man die Bayern auf 70 Punkte hält und das Spiel gewinnt, ähnlich wie Göttingen das vor ein paar Wochen in Berlin geschafft hat. Gut, dass wir eine der Mannschaften waren, die aus dem kräftezehrenden Spielplan der Bayern Kapital schlagen konnten. Ich bin sehr zufrieden und freue mich vor allem darüber, dass die Jungs es eindrücklich untermauert haben, dass wir unseren Fans etwas schuldig sind und wir die Turnhölle wieder zu einer echten Festung machen wollen. Ich bin stolz darauf, dass wir eine Mannschaft haben, die trotz der beiden Rückschläge mit den Verletzungen offenbar funktioniert, die Charakter hat und die unseren Fans hoffentlich auch den Rest der Saison Spaß macht.“
Andrea Trinchieri, Headcoach FC Bayern München:
„Glückwunsch an Würzburg zu einem verdienten Sieg. Wenn man aus dem Zweierbereich 28 Treffer bei 39 Versuchen zulässt, muss man klar sagen, dass man sich in der Verteidigung blamiert hat. Wir haben heute mit null Energie gespielt und ein schlechtes Spiel im Angriff und in der Verteidigung abgeliefert. Würzburg hat uns mit viel Energie dominiert, das war wirklich ein schlechter Abend für Bayern Mümchen. Wir haben uns selbst nicht respektiert und haben nicht mit genug Energie und Konzentration gespielt. Wenn man so viele Spiele hintereinander macht, muss man vor allem fokussiert sein, um das meiste aus der wenigen Energie herauszuholen, die man dann noch hat.“