DEN TOPFAVORITEN ZU SIEBT BIS ZUM SCHLUSS GEFORDERT

Aufopferungsvoll gekämpft und nie aufgegeben: Trotz mehrerer Ausfälle haben die Würzburg Baskets dem Topfavoriten auf die Deutsche Meisterschaft am Sonntag alles abverlangt. Der FC Bayern München musste bis in die Schlussminute zittern, ehe der Auswärtssieg in der ausverkauften Würzburger tectake ARENA am 28. easyCredit BBl-Spieltag in trockenen Tücher war. Auch von einer zwischenzeitlichen 19-Punkte-Führung des Tabellenführers im dritten Viertel (41:60, 26. Minute) ließen sich die ersatzgeschwächten Gastgeber nicht beirren und kämpften sich zurück in die Partie.


HIGHLIGHTS


95 Sekunden vor dem Ende hatten sich die Würzburg Baskets wieder auf 78:84 herangekämpft, konnten den Rückstand dann aber nicht weiter verkürzen und mussten nach unglaublichem Kampf und einer knapp gewonnenen zweiten Halbzeit mit einer 82:90-Niederlage zufrieden sein. Topscorer der Partie war wieder einmal MVP-Kandidat Otis Livingston II mit 31 Punkten, sechs Korbvorlagen und sechs getroffenen Dreiern bei elf Versuchen (55 Prozent Trefferquote). „Otis ist unser Anführer und in meinen Augen ganz klar der MVP der Liga. Er hätte uns heute fast zu einem Heimsieg gegen die Bayern geführt, obwohl wir einige bittere Ausfälle verkraften mussten“, sagte Baskets-Kapitän Felix Hoffmann nach dem Spiel.

Eine bis auf den letzten Platz ausverkaufte Turnhölle, das bayerische Nord-Süd-Derby als Spitzenspiel der easyCredit BBL, und dann diese Liste von Hiobsbotschaften: Javon Bess war nach seiner Erkrankung noch nicht einsatzfähig, Zac Seljaas hatte sich kurzfristig ebenfalls krank gemeldet, Emmanuel Little hatte sich in der vergangenen Woche die Hand gebrochen und fällt für den Rest der Saison aus, Owen Klassen war ebenfalls die ganze Woche krank und ging angeschlagen ins Spiel. Damit war die ohnehin kleinste Rotation der Liga ausgerechnet gegen den FC Bayern München noch einmal deutlich kürzer geworden, Kapitän Felix Hoffmann und Collin Welp rückten in die Startformation.

Zuschauer und Spieler nahmen die große Herausforderung an und machten es dem Spitzenreiter und Pokalsieger gemeinsam richtig schwer. Mehr als 3000 Menschen feuerten die Heimmannschaft vierzig Minuten lang unermüdlich an, die Spieler zahlten die bedingungslose Unterstützung mit viel Leidenschaft und großem Kampf zurück.

Hilfreich war dabei der gute Start in die Partie: Isaiah Washington und Otis Livingston II trafen die ersten beiden Baskets-Dreier und sorgten für eine Anfangsphase auf Augenhöhe (8:5, 3. Minute). In der Rückschau waren es mehrere Läufe der Gäste von der Isar, durch die die Partie entschieden wurde - der erste war ein 9:0-Zwischenspurt zum 8:14 in der fünften Minute. Diesem Rückstand sollten die Hausherren den Rest des Spiels hinterher laufen.

Zwar konnte Max Ugrai mit einem Dreier zwischenzeitlich auf 17:18 verkürzen (10. Minute), danach zogen die Münchner, die vor allem ihre Dreier hochprozentiger trafen, mit einem viertelübergreifenden 12:1-Lauf zum ersten Mal zweistellig davon (18:31, 13. Minute). Damit war der Kampfgeist der Würzburg Baskets endgültig geweckt - bis zur Halbzeit brachten sie mit ihrer ersten Aufholjagd einen zwischenzeitlichen 13-Punkte-Rückstand wieder in den einstelligen Bereich.

Felix Hoffmann punktete nach einem Ballgewinn per Korbleger zum 27:35 in der 16. Minute, Otis Livingston II hatte bis zum Seitenwechsel bereits 16 Zähler auf dem Konto, und vor allem hatten sich die Baskets gegen die EuroLeague-Verteidigung der Münchner in der ersten Halbzeit ganze drei Ballverluste geleistet - beim Spielstand von 36:45 ging es in die Kabinen.

In den zweiten zwanzig Minuten kam auf Würzburger Seite nur noch ein einziger Turnover dazu, so dass die Baskets dem FC Bayern eine mehr als ausgeglichene zweite Halbzeit liefern konnten. Die beste Phase der Heimmannschaft sahen die Zuschauer nach dem höchsten Rückstand: Die Bayern starteten hochkonzentriert ins dritte Viertel und lagen in der 26. Minute mit 41:60 vorne.

Otis Livingston und Co. hatten allerdings nicht die geringste Lust, sich geschlagen zu geben: Der MVP-Anwärter Nummer eins der easyCredit BBL versenkte seinen vierten Dreier und leitete damit einen 18:5-Lauf ein, mit dem die Würzburg Baskets nicht nur den dritten Abschnitt mit 23:20 gewinnen, sondern den Abstand auch auf 59:65 verkürzen konnten.

Dieser Spielverlauf sollte sich im Schlussviertel noch einmal wiederholen: Erst zogen die Gäste durch vier Dreier in Folge wieder auf 66:79 davon (35. Minute), dann kamen die Würzburg Baskets mit ihrem allerletzten Aufgebot noch einmal zurück - Max Ugrai war bereits im dritten Viertel umgeknickt und konnte nicht mehr spielen, Darius Perry war in der Schlussphase nach seinem fünften Foul raus.

Trotzdem kamen die Hausherren durch zwei Treffer von Otis Livingston und einen Dreier von Isaiah Washington wieder auf 78:84 heran und brachten die Turnhölle noch einmal auf volle Betriebstemperatur. In den verbleibenden 95 Sekunden bekam der Tabellenführer dann aber die entscheidenden Stopps in der Verteidigung und ließ sich den unter dem Strich verdienten Auswärtssieg und damit die Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale nicht mehr nehmen. 

 

Würzburg Baskets - FC Bayern München 82:90
(17:20, 19:25, 23:20, 23:25)


Für Würzburg spielten:
Otis Livingston II 31 Punkte/6 Dreier (6 Assists), Isaiah Washington 16/3, Collin Welp 10, Darius Perry 9/1, Max Ugrai 8/1, Owen Klassen 6 (6 Rebounds), Felix Hoffmann 2, Elijah Ndi.

Top-Performer München:
Leandro Bolmaro 16/2 (6 Assists), Carsen Edwards 14/4, Sylvain Francisco 10/2 (5 Assists), Vladimir Lucic 7/1 (8 Rebounds).

Key Stats:
Rebounds:
Würzburg 21 (5 offensiv) - München 35 (7)
Dreierquote: Würzburg 38 Prozent - München 47 Prozent
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 5 - München 11

Stimmen zum Spiel

Felix Hoffmann, Würzburg Baskets:
„Wir mussten einige Ausfälle verkraften, aber man hat heute wieder gesehen, was in unserer Mannschaft steckt. Es ist trotzdem bitter, dass wir gegen Bayern verloren haben und die Heimserie gerissen ist. Otis Livingston ist unser Anführer und in meinen Augen ganz klar der MVP der Liga. Heute hat man wieder gesehen, wozu er in der Lage ist, er hat uns fast zum Sieg gegen die Bayern geführt. Bayern hat gut getroffen, gerade am Anfang ist unser Gameplan nicht so richtig aufgegangen. Wir haben uns aber zweimal wieder rangekämpft und es am Ende zu einem knappen Spiel gemacht. Vermutlich haben die meisten Zuschauer vorher nicht gedacht, dass es so laufen wird. Wir gehen in jedes Spiel mit einer ganz harten Mentalität und wollen immer gewinnen, auch das hat man heute wieder gesehen. Ich habe mich in diesem Spiel vor allem auf die Verteidigung und die Kommunikation konzentriert und einen ganz soliden Job gemacht.“

Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Ich bin sehr stolz auf meine Spieler, die alles gegeben und mit viel Herz bis zum Schluss gekämpft haben. Danke auch an unsere Fans, die uns vierzig Minuten lang ohne Pause unterstützt haben. Wir mussten auf mehrere Leistungsträger verzichten und haben Charakter gezeigt. Jeder hat alles gegeben und seinen Teil beigetragen. Im Vergleich zu Bayern fehlt es uns natürlich an Athletik und Erfahrung. Wir sind sehr zufrieden, dass wir mithalten konnten. Jetzt müssen wir uns erholen und beten, dass unsere Kranken und Verletzten sich möglichst schnell erholen, denn wir haben noch sechs wichtige Spiele bis zum Ende der Hauptrunde.“

Pablo Laso, Headcoach FC Bayern München:
„Es war ein schwieriges Spiel. Wir haben von Beginn an solide verteidigt, aber Würzburg hatte gute Würfe. Wir waren zwar immer in Führung, aber sie waren immer dran. Das ist so bei einem Team, das insgesamt eine gute Saison spielt. Wir haben es dann aber geschafft, unseren Vorteil bis zum Schluss zu verteidigen und zu gewinnen. Deshalb bin ich sehr zufrieden, denn wir wussten, dass es hier in Würzburg schwer werden würde. Wenn es auf das Ende der Saison zugeht, gibt es fast keinen Gegner mehr, für den es um nichts geht. Würzburg kämpft um die Playoffs und eine möglichst gute Ausgangsposition, vielleicht sogar um den Heimvorteil im Viertelfinale. Andere Mannschaften kämpfen darum, in der Liga zu bleiben. Deswegen sind alle Spiele eine Herausforderung und wir müssen dafür immer bereit sein.“ 

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FOTO: Viktor Meshko