Es war der dritte Sieg in innerhalb von acht Tagen mit mindestens zwanzig Punkten Differenz: Die Würzburg Baskets haben am 24. Spieltag der easyCredit BBL den nächsten Schritt Richtung Playoff-Qualifikation gemacht. 3.140 Zuschauer in der ausverkauften tectake ARENA sahen am Sonntagnachmittag ein intensives Duell zweier Playoff-Aspiranten, das die Hausherren erst in der Schlussphase für sich entscheiden konnten. BBL-Topscorer und MVP-Kandidat Otis Livingston II erzielte unter den Augen seines am Vortag angereisten Vaters 13 seiner 30 Punkte im letzten Viertel und sorgte in der entscheidenden Phase der Partie mit zwei Drei-Punkte-Würfen für klare Verhältnisse.
„Das Endergebnis zeigt heute nicht, wie schwierig dieses Spiel wirklich war. In der Schlussphase hat Otis uns zum Sieg gepusht und die wichtigen Würfe getroffen, vorher war es ein enges Spiel“, sagte Headcoach Sasa Filipovski. Außer Livingston trafen Max Ugrai (13), Owen Klassen (12) und Darius Perry (12) auf Würzburger Seite zweistellig. Nach dem achten Heimsieg in Serie geht es für die Würzburg Baskets am kommenden Samstag mit einem Auswärtsspiel beim Deutschen Meister ratiopharm ulm weiter. Gegner im nächsten Heimspiel am Karsamstag (30. März, 20 Uhr) sind die Tigers Tübingen.
Alle Spieler auch im dritten Spiel innerhalb von acht Tagen fit und einsatzbereit, eine ausverkaufte Turnhölle und ein Duell gegen einen Gegner, der vom aktuell neunten Tabellenplatz auch noch den direkten Sprung in die Playoffs schaffen will: Es war alles angerichtet für eine spannende und attraktive Partie.
Vier Tage nach dem klaren 85:60-Erfolg gegen die BG Göttingen starteten die Würzburg Baskets wieder mit viel Energie - Javon Bess traf gleich den ersten Korbleger, und Otis Livingston eroberte nach dem folgenden Hamburger Einwurf den Ball und verwandelte den Steal in eine frühe 4:0-Führung.
Weil die Gäste sofort zurückschlugen und im Gegensatz zu den Baskets im erten Viertel auch den einen oder anderen Dreier trafen, entwickelte sich nach dem 4:4-Ausgleich ein Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für die Heimmannschaft.
In der siebten Minute lagen die Towers durch zwei Dreier von Brae Ivey und Vincent King zwar kurz vorne (12:13), am Ende ersten Viertels sah das durch einen 9:2-Lauf der Baskets aber schon wieder ganz anders aus (21:15).
Vier weitere Führungswechsel sahen die Zuschauer im zweiten Abschnitt, in dem die Hamburgs polnischer Center Aleksander Dziewa immer wieder gut in Szene gesetzt wurde: Er erzielte in den ersten knapp vier Minuten des zweiten Abschnitts elf Punkte und sorgte im Alleingang für die höchste Hamburger Führung des Spiels (24:29, 14. Minute).
Die Würzburger Antwort ließ aber nicht lange auf sich warten: Zwei Dreier von Otis Livingston und Collin Welp, ein Livingston-Freiwurf zum Ausgleich nach einem technischen Foul gegen die Hamburger Bank, und der Spielstand war wieder ausgeglichen (34:34, 16. Minute).
In den letzten vier Minuten der ersten Halbzeit sollten den Hamburgern dann nur noch vier weitere Punkte von der Freiwurflinie gelingen, so dass die Würzburg Baskets sich wieder absetzen konnten - Javon Bess traf den Dreier zum Halbzeitstand von 47:38.
Die deutliche Führung war unter anderem deshalb überraschend, weil der zuletzt starke Zac Seljaas bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Wurf aus dem Spiel heraus genommen hatte, was auch in der zweiten Halbzeit so bleiben sollte: „Man nimmt immer das, was der Gegner einem gibt. Die Hamburger haben es mit ihrer Verteidigung geschafft, dass Zac nicht seine üblichen Würfe bekommen hat“, erklärte Sasa Filipovski die kuriose Situation: „Aber wir haben andere Wege gefunden, viele Punkte zu machen und das Spiel zu gewinnen.“
Nach dem Seitenwechsel gelang es seinen Schützlingen, den Vorsprung zweistellig werden zu lassen: Otis Livingston sprintete nach einem Defensivrebound über das gesamte Feld und legte den Ball in der 25. Minute zum 54:44 in den Korb. Hamburg ließ sich aber weiterhin nicht abschütteln, obwohl die Ausbeute von der Freiwurflinie unterdurchschnittlich blieb. Lukas Meisner verkürzte in der 29. Minute mit einem der spektakulärsten Dunks der bisherigen Saison auf 60:55.
Filipovski nahm eine Auszeit, am Ende des dritten Viertels wuchs der Abstand durch ein Drei-Punkt-Spiel von Darius Perry wieder auf acht Punkte (65:57), und in der 33. Minute lagen die Würzburg Baskets nach drei Freiwürfen von Max Ugrai und dem nächsten Perry-Layup wieder zweistellig vorne (70:57).
Für die Vorentscheidung sorgte kurze Zeit später „O2“, wie er von seinem Vater genannt wird: Otis Livingston II erzielte die nächsten acht Würzburger Punkte und warf mit zwei Dreiern in Folge den bis dahin höchsten Baskets-Vorsprung heraus (78:63, 35. Minute).
Die Gäste steckten auch danach nicht auf, konnten ihren Rückstand aber nicht mehr entscheidend verkürzen. Livingston beseitigte letzte Restzweifel am sechsten Würzburger Sieg in Serie mit seinem fünften Dreier zum 85:71, und in den verbleibenden drei Minuten wurde es dann noch ein Heimsieg mit zwanzig Punkten Differenz.
Youngster Elijah Ndi setzte den Schlusspunkt und traf unter dem Jubel der Fans einen Fastbreak-Korbleger zum Endstand von 96:76 - seine ersten BBL-Punkte in dieser Saison.
Würzburg Baskets - Veolia Towers Hamburg 96:76
(21:15, 26:23, 18:19, 31:19)
Für Würzburg spielten:
Otis Livingston II 30 Punkte/5 Dreier (6 Assists), Max Ugrai 13, Owen Klassen 12 (6 Rebounds), Darius Perry 12, Isaiah Washington 9/1, Javon Bess 9/1, Collin Welp 6/1 Zac Seljaas 3, Elijah Ndi 2, Felix Hoffmann.
Top-Performer Hamburg:
Vincent King 20/3, Aleksander Dziewa 13/1, Brae Ivey 13/3, Jonas Wohlfahrt-Bottermann 9 (6 Rebounds).
Key Stats:
Freiwürfe: Würzburg 28 von 30 (93 Prozent) - Hamburg 14 von 21 (67 Prozent)
Fastbreak-Punkte: Würzburg 14 - Hamburg 5
Dreierquote: Würzburg 38 Prozent - Hamburg 30 Prozent
Stimmen zum Spiel
Darius Perry, Würzburg Baskets:
„In der ersten Halbzeit haben wir teilweise etwas gewackelt. In der Pause haben wir das angesprochen, und dann haben wir es in der zweiten Halbzeit besser gemacht und mit mehr Physis gespielt. Das Ergebnis spricht für sich. Wenn wir so einen Sieg wie heute holen, ohne dass Zac einen einzigen Wurf nimmt, dann mache ich mir um unser Team keine Sorgen.“
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Es war eine harte Woche mit drei Spielen für uns und eine lange Auswärtsfahrt nach Oldenburg am Wochenende. Deswegen bin ich zufrieden, dass wir smart trainiert haben und alle Spieler gesund geblieben sind. Das Endergebnis zeigt heute nicht, wie schwierig dieses Spiel wirklich war. In der Schlussphase hat Otis Livingston uns zum Sieg gepusht und die wichtigen Würfe getroffen, vorher war es ein enges Spiel. Die Hamburger haben es mit ihrer Verteidigung heute geschafft, dass Zac Seljaas nicht seine üblichen Würfe bekommen hat, aber wir haben andere Wege gefunden, viele Punkte zu machen und das Spiel zu gewinnen. Ich bin glücklich über diesen Sieg, und mein Dank geht wieder einmal an unsere Fans.“
Benka Barloschky, Headcoach Veolia Towers Hamburg:
„Würzburg hat am Ende verdient gewonnen. Ich glaube aber, zwanzig Punkte spiegeln die Partie nicht so richtig wider. Wir haben es in der ersten Halbzeit, vor allem im ersten Viertel, nicht geschafft, unseren offensiven Gameplan aufs Feld zu kriegen. Wir müssen konzentrierter starten, gleich beim ersten Ballbesitz hatten wir den ersten Ballverlust. In der zweiten Hälfte hing das Spiel lange in der Waage. Wir haben uns viele offene Würfe herausgespielt, ich war mit den Abschlüssen auch zufrieden, sie sind heute aber nicht gefallen. Und dann ist es klar, dass eine Mannschaft mit der Qualität von Würzburg zuhause irgendwann den entscheidenden Punch setzt. Natürlich bin ich mit dem letzten Viertel nicht zufrieden, da haben wir das Spiel dann etwas hergeschenkt. Ich bin aber auch realistisch und weiß, wie schwer es ist, in so einer Situation die Konzentration und Energie aufrecht zu halten.“
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