61 Sekunden vor dem Ende war der Spielstand ausgeglichen, dann konnte sich der Favorit knapp durchsetzen: Die Würzburg Baskets haben dem Deutschen Meister ratiopharm ulm einen harten Pokal-Fight geliefert und einen 15-Punkte-Rückstand aufgeholt, mussten sich am Ende aber knapp mit 72:76 (32:44) geschlagen geben. Hauptgrund für die Heimniederlage waren 22 Ballverluste und die schwächere Trefferquote - trotz starker 22 Offensivrebounds und 13 Abschlüssen mehr reichte es für die Unterfranken vor knapp 2400 Zuschauern in der tectake ARENA nicht zum Einzug ins Viertelfinale des BBL Pokals.
„Wir haben zu viele leichtsinnige Fehler gemacht, die zu Ballverlusten geführt haben. Ich bin aber zufrieden damit, dass wir nie aufgegeben haben. Meine Mannschaft muss noch lernen, Basketball über 40 Minuten auf einem hohen Niveau zu spielen“, sagte Baskets-Headcoach Sasa Filipovski. Bester Werfer der Partie war Ulms L.J. Figueroa, der 19 Punkte erzielte und sein Team in der Schlussminute zum Sieg warf. Auf Würzburger Seite zeigte Zac Seljaas mit einem „Double-Double“ seine bisher stärkste Partie im Würzburger Trikot: Er kam auf 15 Punkte, 15 Rebounds und vier Steals.
Die gute Nachricht zuerst: Center Owen Klassen hat seine Sprunggelenksverletzung auskuriert, gab gegen die Ulmer nach fünf Wochen Zwangspause sein Saison-Debüt und rückte für max Ugrai in die ansonsten unveränderte Startformation. Gleichzeitig haben die Würzburg Baskets einen weiteren Ausfall zu verkraften: Bazoumana Koné ist im Training umgeknickt und wird einige Zeit pausieren müssen. Die Gastgeber starteten in ihrer Turnhölle an beiden Enden des Feldes voll konzentriert in die Partie. Vor allem Isaiah Washington hatte sich viel vorgenommen und erzielte neun der ersten elf Würzburger Punkte, und nach einem Dreier von Zac Seljaas lagen die Hausherren in der fünften Minute mit 14:9 vorne.
Der Seljaas-Treffer sollte aber für die folgenden zwanzig Spielminuten der einzige Baskets-Treffer von der Dreierlinie bleiben - zusammen mit 14 Ballverlusten vor der Pause (insgesamt 22) war die schwache Quote der Hauptgrund dafür, dass die Gäste aus Ulm sich nach fünfzehn Minuten auf absoluter Augenhöhe (28:28) noch vor dem Seitenwechsel mit einem 16:2-Lauf zweistellig absetzen konnten. Max Ugrai sorgte mit einem gefühlvollen Tip-In mit der Halbzeitsirene für den deutlichen Pausenstand von 32:44.
Nach dem Seitenwechsel blieb es zunächst beim zweistelligen Abstand, den die Ulmer zwischenzeitlich auf fünfzehn Zähler ausbauen konnten (35:50, 24. Minute). Max Ugrai sorgte kurze Zeit später mit dem zweiten Würzburger Dreier der Partie (im 16. Versuch) für Stimmung in der Halle, Zac Seljaas und zweimal Darius Perry trefen ebenfalls von außen, und nach dem dritten Viertel hatten die Hausherren ihren Rückstand schon mal auf zehn Punkte reduziert.
Dass das Spiel in der zweiten Halbzeit doch noch zu einem spannenden Pokal-Kampf wurde, lag an acht Würzburger Steals (insgesamt elf) und der großen Überlegenheit am offensiven Brett: 15 Offensivrebounds schnappten sich die Baskets nach der Pause (insgesamt 22) und hatten dadurch zehn Abschlüsse mehr als ihre Gäste: „Mit einer besseren Freiwurf- und Dreierquote hätten wir das Spiel wahrscheinlich locker gewonnen“, sagte Max Ugrai hinterher.
Im vierten Viertel wollte aber wieder kein einziger Dreier fallen, und an der Freiwurflinie trafen die Hausherren nur neun von sechzehn Versuchen. Trotzdem hatten sie den Deutschen Meister bis wenige Sekunden vor dem Ende am Rande einer Niederlage: Ein 19:5-Lauf zwischen der 33. und der 39. Minute brachte nach einem 14-Punkte-Rückstand 61 Sekunden vor dem Ende den Ausgleich und eine dramatische Schlussphase: Zac Seljaas traf einen von zwei Freiwürfen zum 72:72.
Auf der anderen Seite ließ auch Thomas Klepeisz einen Freiwurf liegen, so dass die Baskets im nächsten Angriff gleich zwei Chancen hatten, zum ersten Mal seit der Anfangsphase wieder in Führung zu gehen. Nach einem Sprungwurf von Javon Bess und einem Offensiv-Rebound durch Zac Seljaas war es Nationalspieler Karim Jallow, der den Ball erobern und L.J. Figueroa bedienen konnte - der Ulmer Topscorer vollendete den Fastbreak per Korbleger 13 Sekunden vor Schluss zum 72:75.
Die Möglichkeit zum Ausgleich in letzter Sekunde bekam Otis Livingston nach zwei vergebenen Freiwürfen - den zweiten warf er absichtlich daneben - durch den nächsten Offensivrebound von Zac Seljaas: Der Dreierversuch von Livingston direkt am Gegenspieler ging aber nicht in den Ulmer Korb, und L.J. Figueroa machte an der Freiwurflinie den Deckel drauf auf den knappen Ulmer Auswärtssieg.
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Würzburg Baskets - ratiopharm ulm 72:76
(20:21, 12:23, 19:17, 21:15)
Für Würzburg spielten:
Zac Seljaas 15 Punkte/2 Dreier (15 Rebounds/4 Assists/4 Steals), Otis Livingston II 12, Max Ugrai 10/1, Isaiah Washington 9, Darius Perry 8/2, Javon Bess 7 (10 Rebounds/5 Assists), Owen Klassen 5 (7 Rebounds), Collin Welp 4, Felix Hoffmann 2.
Top-Performer Ulm:
L.J. Figueroa 19, Thomas Klepeisz 10/1, Karim Jallow 9/1, Trevion Williams 6 (8 Rebounds), Juan Nunez 4 (8 Assists).
Key Stats:
Dreierquote: Würzburg 17 Prozent - Ulm 25 Prozent
Freiwurfquote: Würzburg 57 Prozent - Ulm 74 Prozent
Fastbreak-Punkte: Würzburg 4 - Ulm 17
Stimmen zum Spiel
Max Ugrai, Würzburg Baskets:
„Mit einer besseren Freiwurf- und Dreierquote hätten wir das Spiel heute wahrscheinlich locker gewonnen, denn mehr als 76 Punkte traue ich unserer Mannschaft auf jeden Fall zu. Wir haben leider knapp verloren, obwohl wir offensiv und defensiv besser waren als gegen Ludwigsburg. Es war ein ähnliches Spiel mit wenigen Punkten auf beiden Seiten. Am Ende hatten wir Ulm am Rand einer Niederlage, aber leider hat es ganz knapp nicht gereicht.“
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Glückwunsch an Ulm zum Sieg, sie waren die bessere Mannschaft. Sie haben einige neue Spieler, aber immer noch ein sehr starkes Team. Sie geben vielen jungen Spielern eine Chance und sind ein Beispiel für einen deutschen Top-Club, der gleichzeitig Talente entwickelt, das finde ich fantastisch. Wir haben auch eine neue Mannschaft, deswegen können meine Spieler ihr Potenzial im Moment nicht immer abrufen. Wir sind noch in dem Prozess, zu einem Team zu werden. Wir haben auch zu viele leichtsinnige Fehler gemacht, die zu Ballverlusten geführt haben. Es war teilweise ein Desaster, wie wir den Ball direkt in die Hände der Ulmer geworfen und dann einen Korbleger kassiert haben. Ich bin aber zufrieden damit, dass wir nie aufgegeben und bis zum Ende gekämpft haben. Wir hatten kurz vor Schluss die Chance, noch einmal in Führung zu gehen, haben unsere Freiwürfe heute aber nicht gut genug getroffen. Wir sind praktisch das ganze Spiel über einem Rückstand hinterher gelaufen, deswegen hat Ulm verdient gewonnen. Meine Mannschaft muss noch lernen, Basketball über 40 Minuten auf einem hohen Niveau zu spielen.“
Anton Gavel, Headcoach ratiopharm ulm:
„Glückwunsch an unsere Spieler zu diesem Sieg. Ich glaube, dass wir über drei Viertel relativ gut verteidigt und nur 51 Punkte zugelassen haben. Erst im letzten Viertel haben wir defensiv nachgelassen. Beim Rebounding waren wir heute deutlich unterlegen, 22 Offensivrebounds für Würzburg ist enorm viel. Wir haben zu viele zweite Chancen zugelassen, da müssen wir besser werden. Offensiv haben wir teilweise über Einzelaktionen versucht, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden. Wir hatten auch die Chance dazu, haben es aber nicht getan, und Würzburg hat das natürlich sehr gut ausgenutzt. Wir sind froh über diesen Sieg, nachdem wir im Pokal in den letzten beiden Jahren nicht über das Achtelfinale hinausgekommen sind.“