OVERTIME-NIEDERLAGE BEIM REKORD-SPIEL VON WALKER

Es war ein Spekaktel der besonderen Art mit mehreren Rekorden: Die FIT/One Würzburg Baskets und Promitheas Patras haben sich am Mittwochabend vor 2300 Zuschauenden in der tectake ARENA einen unglaublich spannenden Basketballkrimi mit zwei Verlängerungen geliefert. In einem für beide Klubs unwichtigen Spiel mussten sich die Hausherren nach 50 Minuten mit 115:119 geschlagen geben, weil bei Patras Jordan Walker im vierten Viertel und in der Overtime einfach nicht zu stoppen war. Der 25-jährige Spielmacher der Griechen erzielte live bei Dyn 54 Punkte, traf neun Dreier und versenkte 21 von 22 Freiwürfen - alles neue Rekorde in der Basketball Champions League. Die insgesamt erzielten 234 Punkte sind ebenso ein neuer BCL-Rekord wie die 40 Freiwürfe, die die Gäste trafen.

„Wir haben keine Möglichkeit gefunden, Jordan Walker und seine verrückten Würfe zu stoppen. So etwas habe ich in  meinen 30 Jahren als Trainer noch nicht gesehen, es war wirklich bemerkenswert“, sagte Baskets-Headcoach Sasa Filipovski. Die Niederlage hat keinerlei Auswirkungen auf die Playoff-Chancen der FIT/One Würzburg Baskets: Mit einem Sieg am kommenden Mittwoch (18:30 Uhr/live bei Dyn) bei Bertram Derthona Basket qualifizieren sie sich für das Viertelfinale der Basketball Champions League.

Die Baskets begannen die Partie mit sehr viel Selbstvertrauen, trafen ihre Würfe aus der Distanz deutlich besser als zuletzt im Heimspiel gegen Chemnitz und hatten die Partie gegen Patras drei Viertel lang gut im Griff - sie lagen 27 der ersten 30 Minuten in Führung und gingen dank Davion Mintz, der zu diesem Zeitpunkt 15 Punkte erzielt hatte, mit einem 68:60-Vorsprung in den Schlussabschnitt.

Dann begann die große Show des Jordan Walker, der in den ersten drei Vierteln 16 Punkte erzielt und drei Dreier getroffen hatte. In den verbleibenden zwanzig Spielminuten traf er zehn seiner zwölf Würfe aus dem Feld, darunter sechs von sieben Dreiern, und gab sich auch an der Freiwurflinie bei 14 Versuchen keine Blöße. Der 1,80 Meter kleine US-Amerikaner erzielte sagenhafte 38 der 59 Punkte seines Teams im vierten Viertel und den zehn Extraminuten.

Vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit lagen die FIT/One Würzburg Baskets noch mit acht Punkten in Führung, nachdem Jhivvan Jackson den Spielstand per Korbleger auf 80:72 gestellt hatte. Patras antwortete mit einem 7:0-Lauf, so dass beim Stand von 80:79 alles für einen Thriller in der Crunchtime angerichtet war. Ausnahmsweise nicht Jordan Walker, sondern Patras-Kapitän Michael Lountzis war es, der 19 Sekunden vor Schluss einen Dreier zum 85:85 traf und die Partie damit in die Verlängerung schickte.

in der ersten Overtime sahen die Gäste dann nach gut drei Minuten bereits wie die sicheren Sieger aus, nachdem Walker den Spielstand mit einem Dreier, einem Korbleger und zwei Freiwürfen auf 89:97 gestellt hatte. Die Baskets steckten aber nicht auf, bekamen die nötigen Stopps in der Verteidigung und kämpften sich wieder zurück: Mike Lewis II bekam 4,4 Sekunden vor dem Ende der ersten Verlängerung drei Freiwürfe und verwandelte alle drei zum 102:102.

In der zweiten Overtime mussten die Baskets dann ohne Kapitän Zac Seljaas und Topscorer Jhivvan Jackson auskommen, die mit fünf Fouls auf die Bank mussten. Trotzdem gingen sie durch Calvin Wishart, Davion Mintz und Mike Lewis wieder mit 108:104 in Führung, konnten diesen Vorsprung aber nicht über die Zeit bringen.

Jordan Walker drehte den Spielstand gut 90 Sekunden vor dem Ende mit einem Dreier plus Bonusfreiwurf zum letzten Mal (112:115). Aufgeben ist in der DNA der FIT/One Würzburg Baskets aber auch in so einer Situation nicht vorgesehen: Mike Lewis konnte kurz vor Schluss per Dreier noch einmal auf 115:117 verkürzen, danach bekam Davion Mintz eine Chance zum erneuten Ausgleich.

Owen Klassen gelang der Ballgewinn gegen Jordan Walker, Mintz ging mit Macht zum Korb, konnte einen Dunkversuch gegen Jordon Varnado aber nicht erfolgreich abschließen. Bei der Aktion wollten 2300 Menschen in der Turnhölle ein Foul von Varnado gesehen haben, die drei Unparteiischen waren aber anderer Meinung. Auf der anderen Seite wurde ein Foul an Jordan Walker gegeben, der fünf Sekunden vor Ende der zweiten Overtime zwei Freiwürfe zum Endstand von 115:119 versenkte.

 

FIT/One Würzburg Baskets - Promitheas Patras 115:119 n.V.
(19:14, 25:25, 24:21, 17:25, 17:17, 13:17)


Für Würzburg spielten:
Mike Lewis II 22 Punkte/2 Dreier, Jhivvan Jackson 20/4 (9 Assists), Davion Mintz 20/1, Zac Seljaas 17/4, Owen Klassen 11 (4 Steals), Calvin Wishart 10, Hannes Steinbach 6, Christian Skladanowski 4, Max Ugrai 3/1, Fabian Bleck 2.

Top-Performer Patras:
Jordan Walker 54 Punkte/9 Dreier (7 Assists/7 Rebounds/3 Steals/Effektivität 58), Wes Iwundu 17/3.


Key Stats:
Dreierquote: Würzburg 37 Prozent - Patras 44 Prozent
Freiwurfquote: Würzburg 75 Prozent - Patras 91 Prozent
Fastbreak-Punkte: Würzburg 14 - Patras 21


Stimmen zum Spiel


Davion Mintz, FIT/One Würzburg Baskets:
„Es war an beiden Enden des Spielfelds ein hart umkämpftes Spiel. Es war für die Zuschauer wahrscheinlich sehr unterhaltsam, aber es war wirklich hart. Ich bin enttäuscht, dass wir den Sieg am Ende aus den Händen gegeben haben. Gleichzeitig bin ich sehr stolz auf unsere Leistung. Wir haben bis zum Ende gekämpft und alles gegeben.“

Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Obwohl das Ergebnis für beide Teams nicht wichtig war, wollten wir vor unseren Fans guten Basketball zeigen. Wir haben ihnen einen sehr spannenden Thriller mit zwei Verlängerungen gegeben, haben aber bedauerlicherweise verloren. Ich bin vor allem stolz darauf, wie wir gekämpft haben. Wir hatten einige Chancen, das Spiel zu gewinnen, die Sterne standen heute aber nicht gut für uns, so ist Basketball. Jetzt ist es wichtig dass wir regenerieren, denn wir haben eine wieder sehr schwere Woche vor uns. Wir spielen am Sonntag in Berlin, dann haben wir am Mittwoch in Italien ein sehr wichtiges und schweres Spiel. Danke an alle Fans, die uns in diesem unglaublichen Thriller unterstützt haben. Wir können aus diesem Spiel auch viele positive Dinge mitnehmen. Calvin Wishart und Christian Skladanowski aus unserer ProB-Mannschaft haben uns in der Rotation geholfen, nachdem wir auf Aubrey Dawkins und Lukas Wank verzichten mussten. Sechs Spieler haben zweistellig gepunktet, nachdem wir in den letzten Spielen Probleme mit unserer Trefferquote hatten. Wir müssen aber auch Jordan Walker zu seiner Leistung gratulieren. Er hatte in den entscheidenden Momenten den Ball in der Hand. Wir haben keine Möglichkeit gefunden, ihn und seine verrückten und schwierigen Würfe zu stoppen. 54 Punkte und ein Effektivitätswert von 58 sind wirklich bemerkenswert, so etwas habe ich in meinen 30 Jahren als Coach noch nicht erlebt. Ich bin trotzdem stolz auf mein Team. Wir wollen die Saison so gut wie möglich beenden.“

Ilias Papatheodorou, Headcoach Promitheas Patras:
„Erst einmal muss ich meinen Spielern zu diesem verdienten Sieg gratulieren. Obwohl das Spiel für uns keine Bedeutung mehr hatte, haben wir vorher darüber gesprochen, dass wir alles geben, mit Stolz spielen und gewinnen wollen. Dieser Sieg zeigt den Charakter unserer Spieler. Wir hätten es auch verdient gehabt, das Spiel früher zu gewinnen, aber heute sind auf dem Spielfeld einige sehr seltsame Dinge passiert. Ich wünsche Würzburg weiterhin viel Glück.“

Jordan Walker, Promitheas Patras:
„Erst einmal bin ich sehr glücklich darüber, dass wir in dieser Runde endlich einen Sieg geholt haben. In den ersten beiden Spielen hatten wir viele verletzte Spieler, ich war auch dabei. Deswegen fühlt es sich definitiv gut an, dieses Spiel gewonnen zu haben. Nachdem wir früher in der Saison viele enge Spiele am Ende abgegeben haben, sind wir heute als Team zusammengeblieben. Wir haben es am Ende hinbekommen, den Gameplan unseres Trainers gut umgesetzt, wichtige Stopps bekommen und im Angriff die richtigen Entscheidungen getroffen.“ 

FOTO: studiozudem.de / Viktor Meshko