Die Führung hielt bis in die Schlussminute: Gesundheitlich stark angeschlagene FIT/One Würzburg Baskets haben den ROSTOCK SEAWOLVES am Sonntag vor gut 3.000 Zuschauenden in der tectake ARENA einen großen Fight geliefert, mussten sich am Ende aber knapp mit 93:97 (59:40) geschlagen geben. In der ersten Halbzeit zeigten acht tapfere Würzburger beim Comeback von Kapitän Zac Seljaas eine sehr starke Leistung und gingen mit einem 19-Punkte-Vorsprung in die Halbzeitpause. In den zweiten zwanzig Minuten gelang den Gästen live bei Dyn das Comeback, weil den Baskets zusehends die Energie ausging und Rostock neun seiner dreizehn Dreierversuche (69 Prozent) traf.
Topscorer der Partie wurde Seewolf Bryce Hamilton, der 19 seiner 28 Punkte in der zweiten Halbzeit erzielte. Auf Würzburger Seite trafen Hannes Steinbach (19/neuer BBL-Bestwert), Jhivvan Jackson (17), Mike Lewis II (16), Zac Seljaas (14) und Tyrese Williams (13) zweistellig. „Es ist eine schmerzhafte Niederlage, die wir akzeptieren müssen. Ich bin stolz auf die Spieler, die heute hier waren, obwohl sie eigentlich das Bett hüten müssten“, sagte Baskets-Headcoach Sasa Filipovski nach dem Spiel.
Die Situation beim Sprungball: Max Ugrai, Calvin Wishart, Bazoumana Koné, Nelson Phillips, Fabian Bleck und Christian Skladanowski und Co-Trainer Dejan Mihevc fielen verletzt und/oder krank aus. Der grippekranke Lukas Wank wärmte sich zwar auf, konnte aber nicht spielen. Weitere Spieler gingen krank ins Spiel, David Gerhard und Jonas März aus dem ProB-Team waren im Kader. Gerhard spielte neun Minuten, machte bei seiner Premiere in der easyCredit BBL seine Sache als Backup von Kapitän Zac Seljaas sehr ordentlich und erzielte mit einem Dreier im dritten Viertel auch seine ersten BBL-Punkte.
Seljaas selbst zeigte gleich in der Anfangsphase, warum er nach seinem Muskelbündelriss sechs Wochen lang schmerzlich vermisst worden war: Der Baskets-Kapitän wurde von den Fans beim Einlauf lautstark begrüßt und erzielte in einer von Beginn an hart umkämpften und sehr physischen Partie neun der ersten elf Würzburger Punkte (11:9, 5. Minute). Am Ende standen 14 Zähler, fünf Korbvorlagen und starke vier Ballgewinne für ihn auf dem Statistikbogen.
Tyrese Williams sorgte mit seinen ersten beiden Drei-Punkte-Treffern für einen 19:11-Zwischenstand, kurz vor Ende des ersten Abschnitts bauten die Baskets ihren Vorsprung durch einen 9:0-Lauf dann auf zwölf Punkte aus (29:17, 10. Minute). Die Gäste konnten ihren Rückstand danach zunächst fast halbieren (30:23, 11. Minute), dann zogen die Baskets, die in der ersten Halbzeit starke 53 Prozent ihrer Dreier trafen und auch das Rebound-Duell mit 18 zu 13 für sich entscheiden konnten, wieder davon: Jhivvan Jackson traf in der 16. Minute einen Dreier zum 48:27.
Für Rostock antwortete Bryce Hamilton mit seinen ersten beiden Dreiern (48:33). Die Hausherren zeigten sich unbeeindruckt, erzielten bis zum Seitenwechsel elf weitere Punkte (59:40) und holten sich zu Beginn des dritten Viertels die höchste Führung des Spiels: Tyrese Williams traf in der 22. Minute von außen zum 64:42. Ab diesem Zeitpunkt waren es dann aber die Hansestädter, die von der Dreierlinie deutlich besser trafen als ihre Gastgeber. Fünf von sechs Dreiern versenkten die SEAWOLVES im dritten Viertel, neun von dreizehn (69 Prozent) in der zweiten Halbzeit.
Die nachlassende Energie der acht Baskets-Akteure machte sich im weiteren Spielverlauf auch bei den Rebounds bemerkbar: Rostock schnappte sich in der zweiten Halbzeit elf Abpraller mehr. Nach dreissig Minuten war der Würzburger Vorsprung daher auf 78:69 zusammengeschmolzen, und im Schlussabschnitt ging die Aufholjagd der Gäste erfolgreich weiter.
Die Baskets wehrten sich nach Kräften, mussten in der 38. Minute aber den ersten Rückstand seit der Anfangsphase hinnehmen: Malik Osborne traf den dritten Rostocker Korbleger in Folge zum 89:90. Mike Lewis II drehte den Spielstand postwendend per Dreier (92:90), und nach einem Freiwurf von Hannes Steinbach zum 93:93 war 50,5 Sekunden vor Schluss noch alles offen. Die Entscheidung fiel dann durch einen Dreier von D‘Shawn Schwartz, während auf der anderen Seite beim nächsten Angriff erst Jhivvan Jackson und dann Mike Lewis II von der Dreierlinie nicht erfolgreich waren.
FIT/One Würzburg Baskets - ROSTOCK SEAWOLVES 93:97
(29:21, 30:19, 19:29, 15:28)
Für Würzburg spielten:
Hannes Steinbach 19 Punkte (7/7 aus dem Feld), Jhivvan Jackson 17/3 Dreier (6 Assists), Mike Lewis II 16/3 (5 Assists), Zac Seljaas 14/1 (5 Assists/4 Steals), Tyrese Williams 13/3, Aubrey Dawkins 8/1, David Gerhard 3/1, Owen Klassen 3.
Top-Performer Rostock:
Bryce Hamilton 28/6 (8 Rebounds), Malik Osborne 18/2 (7 Rebounds), JeQuan Lewis 15/2 (9 Assists).
Key Stats:
Dreierquote zweite Halbzeit: Würzburg 25 Prozent - Rostock 69 Prozent
Rebounds zweite Halbzeit: Würzburg 9 - Rostock 20
Stimmen zum Spiel
Zac Seljaas, FIT/One Würzburg Baskets:
„Ich bin natürlich noch nicht bei hundert Prozent. Wir haben bis zum Ende gekämpft und hätten unsere hohe Führung nicht mehr abgeben dürfen. Wir müssen jetzt einfach gesund werden und weitermachen. Es tut immer weh, vor unseren tollen Fans zu verlieren. Wir haben wirklich alles versucht, um so fit wie möglich in dieses Spiel zu gehen und bis zum Schluss zu kämpfen.“
Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Ich bin natürlich sehr enttäuscht über diese Niederlage, weil wir bis kurz vor Schluss geführt haben und einen Sieg verdient gehabt hätten. Aber Basketball wird 40 Minuten gespielt. Es ist nicht so, dass die Spieler nicht mehr wollten, aber im letzten Viertel hatten wir einfach nicht mehr genug Energie. Es war das erste Spiel für Zac Seljaas nach seiner Verletzung, viele andere haben krank gespielt. Ich habe versucht, die Spielminuten gut zu verteilen und ihnen durch meine Auszeiten Pausen zu geben, aber am Ende hat durch die fehlende Energie auch etwas die Konzentration gefehlt. Außerdem hat Rostock in der zweiten Halbzeit seine Würfe sehr gut getroffen. Es ist unglaublich, wie gut die Gegner im Moment hier in unserer Halle treffen. Es ist eine schmerzhafte Niederlage, die wir akzeptieren müssen. Ich bin stolz auf die Spieler, die eigentlich das Bett hüten müssten. Sie sind trotzdem gekommen, weil wir dieses Spiel spielen mussten. Wir haben in dieser schwierigen Situation viel Charakter und einen großen Kampf gezeigt. Aber am Ende ist uns einfach die Energie ausgegangen und wir haben das Spiel durch ein paar verrückte Dreier verloren. Vielen Dank auch an unsere Fans, die uns wieder sehr stark unterstützt haben.“
Przemyslaw Frasunkiewicz, Headcoach ROSTOCK SEAWOLVES:
„Es waren zwei unterschiedliche Spiele von uns. In der ersten Halbzeit haben wir teilweise im Zombie-Modus gespielt. Wir waren langsam und haben uns zu viel beschwert. Aber diese Krankheit kann passieren, wenn man ein paar Spiele hintereinander gewonnen hat. Wir hatten dann ein sehr gutes Gespräch in der Halbzeitpause. Danach haben wir unsere Einstellung und auch unsere Verteidigung geändert. Damit haben wir es dann endlich geschafft, die Würzburger zu stoppen.“