DIE EUROPAREISE ENDET IN DER CRUNCHTIME IN TORTONA

Die FIT/One Würzburg Baskets haben im Do-or-Die-Spiel um den Einzug ins Viertelfinale bis zur letzten Sekunde gekämpft und alles gegeben, müssen sich nach einer 74:80-Niederlage bei Bertram Derthona Basket im italienischen Tortona aber aus der Basketball Champions League verabschieden. Die Baskets lagen gegen die heimstarken Italiener beim Seitenwechsel mit acht Punkten und im Verlauf der zweiten Halbzeit mehrmals zweistellig in Rückstand, steckten aber nie auf und kämpften sich immer wieder zurück in die Partie. In der Crunchtime kamen sie durch einen 8:0-Lauf auf 76:74 heran, konnten den Spielstand in den verbleibenden 75 Sekunden aber nicht mehr drehen. Derthona ließ keine weiteren Punkte mehr zu und qualifizierte sich durch den Heimsieg als Tabellenzweiter der Gruppe I live bei Dyn für das BCL-Viertelfinale.

Bester Scorer der Partie war wieder einmal Jhivvan Jackson, der 31 Punkte erzielte. Auf Würzburger Seite trafen außerdem Kapitän Zac Seljaas (18) und Davion Mintz (13) zweistellig. „Natürlich ist es bitter, hier verloren zu haben und ausgeschieden zu sein. Wir können aber auch auf unsere Erfolge in der Champions League zurückschauen und uns dafür gratulieren“, sagte Seljaas hinterher. 

Weiter geht es für die FIT/One Würzburg Baskets am Samstag um 20 Uhr mit dem ausverkauften easyCredit BBL-Heimspiel gegen Tabellenführer FC Bayern München in der tectake ARENA (ab 19:45 Uhr für Abonnenten live bei Dyn). Tickets für die folgenden vier BBL-Heimspiele gegen ratiopharm ulm, ALBA BERLIN, die Telekom Baskets Bonn und die MLP Academics Heidelberg gibt es im Onlineshop.

„Natürlich ist es schade, dass wir ausgeschieden sind. Trotzdem können wir sehr stolz darauf sein, was wir erreicht haben. Wir haben uns in jedem Spiel teuer verkauft und Würzburg international hervorragend vertreten“, betont Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler: „Wir sind auch sehr dankbar dafür, wie unsere Fans mitgezogen und das Team nicht nur zuhause, sondern auch auswärts unterstützt haben. Kein Weg war ihnen zu weit. Dieser Zusammenhalt ist es, was unseren Klub ausmacht. Ab jetzt gilt unser voller Fokus dem Endspurt in der Bundesliga.“

Dass die Baskets bei ihrer ersten Teilnahme an der Basketball Champions League bis Ende März dabei sein und die Chance haben würden, zu den besten acht Teams des höchsten FIBA-Wettbewerbs in Europa zu gehören, hätten beim Start in die BCL-Saison am 1. Oktober wohl nur große Optimisten für möglich gehalten.

Die Bilanz: Zwölf Spiele, sechs Siege und selbst in der stark besetzten „Round of 16“ keine Niederlage mit mehr als sieben Punkten Unterschied - das Team von Headcoach Sasa Filipovski war in jeder Begegnung absolut konkurrenzfähig.

Das war auch im Entscheidungsspiel um Platz zwei der Gruppe I so: „Gratulation an meine Mannschaft für unsere gute europäische Saison. Wir haben eine Gruppe guter Spieler, sie haben aber noch zu wenig Erfahrung“, bilanzierte Headcoach Sasa Filipovski nach einer Partie, die erst in der letzten Minute entschieden wurde.

Vor knapp 2000 Zuschauenden im Palas Ferraris, darunter knapp 60 Würzburgerinnen und Würzburger, die am Mittwochmorgen zu einer 850 Kilometer langen Busreise nach Tortona aufgebrochen waren, starteten beide Teams angesichts der Bedeutung des Spiels nervös und lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe.

Jhivvan Jackson, Davion Mintz und Zac Seljaas trafen in der Anfangsphase von der Dreierlinie, so dass die Baskets nach mehreren Führungswechseln in der 8. Minute mit 12:15 vorne lagen. Dann traf Paul Biligha für Tortona zweimal nach einem Würzburger Ballverlust und zeigte damit das Problem im Würzburger Spiel auf: Die Baskets leisteten sich vor der Pause zehn Ballverluste, aus denen die Gastgeber 17 Punkte machen konnten, während auf Würzburger Seite an dieser Stelle der Statistik nach der ersten Halbzeit noch eine Null stand.

Weil sie sich im Angriff auf Jhivvan Jackson und Zac Seljaas verlassen konnten, blieben die Filipovski-Schützlinge trotzdem dran - Seljaas traf in der 25. Minute einen seiner vier Dreier zum 28:28-Ausgleich. Würzburgs Kapitän hat damit in seinen fünf BCL-Auswärtsspielen immer mehr als 15 Punkte erzielt und mindestens drei Dreier getroffen.

Während bei Tortona das Scoring auf viele Schultern verteilt wurde, bekamen Jackson und Seljaas in dieser Partie vor allem in der ersten Halbzeit nicht die gewohnte Unterstützung ihrer Teamkollegen, so dass sich die Gastgeber vor dem Seitenwechsel zum ersten Mal deutlicher absetzen konnten. Der starke Kyle Weems erzielte sieben Punkte in den letzten fünf Minuten vor der Pause und traf zwei Sprungwürfe zum Halbzeitstand von 40:32.

In der zweiten Halbzeit passten die Baskets dann deutlich besser auf den Ball auf und starteten nach einem zweistelligen Rückstand (47:37, 23. Minute) ihre erste Aufholjagd. Seljaas traf einen Dreier, Jhivvan Jackson erzielte acht Punkte in Folge, und Davion Mintz (zehn Punkte in der zweiten Halbzeit) stellte den Spielstand nach einem 13:3-Lauf mit zwei Freiwürfen in der 26. Minute auf 50:50.

Den Unterschied in dieser Partie machten neben Kyle Weems (16 Punkte) dann aber auch im weiteren Spielverlauf die beiden athletischen Center der Italiener aus: Ismael Kamagate und Paul Biligha erzielten zusammen 29 Punkte, trafen zehn von elf Würfen aus dem Feld und neun ihrer zehn Freiwürfe.

Bis zur letzten Viertelpause hatte sich die Heimmannschaft daher wieder auf 65:56 abgesetzt und lag auch gut drei Minuten vor dem Ende noch mit 76:66 in Führung. Die Baskets starteten eine letzte Aufholjagd: Drei Korbleger durch Davion Mintz, Zac Seljaas und Jhivvan Jackson, dann ein Mitteldistanzwurf von Mintz. 75 Sekunden vor dem Ende wurde es nach dem 8:0-Lauf beim Stand von 76:74 noch einmal richtig spannend.

In der Crunchtime setzte sich allerdings die Qualität und größere Routine der Gastgeber durch und die Baskets konnten der Partie - anders als noch in Berlin am Sonntagnachmittag - keine Wende mehr geben. Kyle Weems versenkte zwei Freiwürfe und Paul Biligha traf nach einem Offensivrebound zum Endstand von 80:74, während auf der anderen Seite Zac Seljaas und Jhivvan Jackson ihre Dreierversuche nicht mehr im Korb unterbringen konnten.


Bertram Derthona Basket - FIT/One Würzburg Baskets 80:74
(18:17, 22:15, 25:24, 15:18)


Für Würzburg spielten:
Jhivvan Jackson 31 Punkte/3 Dreier, Zac Seljaas 18/4, Davion Mintz 13/1 (6 Rebounds), Owen Klassen 6, Mike Lewis II 4, Aubrey Dawkins 2, Lukas Wank, Fabian Bleck, Hannes Steinbach, Bazoumana Koné, Max Ugrai.

Top-Performer Tortona:
Kyle Weems 16/1 (7 Rebounds/6 Assists), Ismael Kamagate 15 (7 Rebounds), Paul Biligha 14, Christian Vital 13/3, Tommy Kuhse 10/2 (6 Assists).


Key Stats:
Punkte aus Ballverlusten: Würzburg 9 - Tortona 22
Punkte von der Bank: Würzburg 6 - Tortona 24
Assists: Würzburg 12 - Tortona 20


Stimmen zum Spiel

Zac Seljaas, Kapitän FIT/One Würzburg Baskets:
„Erst einmal bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, in der Champions League zu spielen. Natürlich ist es bitter, hier verloren zu haben und ausgeschieden zu sein. Wir müssen Derthona zum verdienten Sieg und für eine starke Saison gratulieren. Wir können aber auch auf unsere Erfolge zurückschauen und uns dafür gratulieren. Wir müssen aus diesen Erfahrungen lernen und als Spieler und als Mannschaft weiter wachsen, besser werden und die Saison in der Bundesliga gut beenden.“

Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Glückwunsch an Derthona. Sie waren heute die bessere Mannschaft und haben den Sieg und die Qualifikation für das Viertelfinale verdient. Aber auch Gratulation an meine Mannschaft für unsere gute europäische Saison. Wir haben eine Gruppe guter Spieler, sie haben aber noch zu wenig Erfahrung. Wir haben als Team gut gespielt, heute aber zu viele Fehler gemacht. Vor allem in der ersten Halbzeit konnte Derthona zu viele Punkte nach unseren Ballverlusten und aus zweiten Chancen erzielen. Wir haben gekämpft und sind in der zweiten Halbzeit zurückgekommen. Es war aber nicht gut genug, um hier eine Überraschung zu schaffen. Danke wieder einmal an unsere Fans, die so weit gereist sind, um uns zu unterstützen. Wir können mit unserer Saison in der Champions League zufrieden sein. Jetzt müssen wir uns auf unsere letzten neun Spiele in der Hauptrunde der Bundesliga konzentrieren. Noch einmal Glückwunsch an Derthona und Coach De Raffaele.“

Walter de Raffaele, Headcoach Bertram Derthona Basket:
„Wir sind sehr sehr glücklich mit diesem historischen Ergebnis und unserem Erfolg in Europa. Es ist großartig, ich bin glücklich für unseren jungen und ambitionierten Klub. Es ist wichtig, dass wir auf diese Ambitionen mit diesem Ergebnis geantwortet haben. Es war wirklich ein sehr schwieriges Spiel. Deswegen Glückwunsch auch an Würzburg und Coach Filipovski, seine Mannschaft und die ganze Organisation, denn sie haben eine starke BCL-Saison gespielt. Trotzdem denke ich, dass wir den Sieg verdient haben. Wir hatten viele Verletzungsprobleme, die medizinische Abteilung hatte sehr viel Arbeit. Jetzt müssen wir diese Energie nutzen, denn wir können nur heute Abend feiern. Ab morgen geht es wieder in der Liga weiter. Ich bin glücklich für meine Spieler, die sich heute aufgeopfert haben. Immer wenn man die Möglichkeit hat, ein Stück Geschichte zu schreiben, ist das unvergesslich.“

Kyle Weems, Kapitän Bertram Derthona Basket:
„Ich bin sehr glücklich über diesen Erfolg der ganzen Mannschaft. Glückwunsch an meine Teamkollegen, unsere Coaches und die medizinische Abteilung. Wir hatten schwere Zeiten im Januar und Februar und teilweise auch viel Pech. Wir haben aber nie aufgehört, an uns zu glauben. Heute und in den letzten drei Spielen gegen AEK und Patras konnte man sehen, dass wir als Mannschaft gespielt haben und viele Spieler ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben. Deswegen Glückwunsch an alle Beteiligten.“ 

FOTO: Basketball Champions League